Traumkulisse am Uvac

Einer meiner bisher schönsten Reisemomente (von denen es natürlich unzählige gab) ereignete sich in Serbien zwischen dem 21.-23. September 2020 auf unserer Fahrt zum Uvac – einem Fluss, der äußerst kurvenreich durch Kalksteinfelsen verläuft, wodurch die Uvac Schlucht sicherlich einen Platz in jedem Reiseführer erhält. Die schlangenförmigen Mäander waren durchaus nett anzusehen, doch mein Highlight des Tages war ganz anderer Natur. Apropos Natur, die traumhafte Landschaft auf dem Weg zum Aussichtspunkt gehört ebenfalls zu meinen absoluten Reisefavoriten. 

Die Aussichtsplattform selbst war hingegen eine weniger liebevoll hergerichtete Sammelstelle für Touristen mit der obligatorischen Souvenirverkaufseinheit. Auf dem Parkplatz hing ein rosa Schlüpfer am Baum, sehr witzig. Wir waren (mal wieder) komplett allein an diesem Ort. Nur ein einsamer, irrer Schnupie („Schnupies“ – mit langem „U“ und langem „I“ – so nenne ich seit ein paar Wochen die vielen süßen Straßenhunde, die uns auf unserer Reise begegnen und manchmal auch ein kleines Stück begleiten) kam auf dem Parkplatz auf uns zugelaufen und freute sich einen Ast ab, uns zu sehen. Im ersten Moment dachte ich wirklich, dass der Hund irre sein muss, weil er total aufgedreht und hyperaktiv hinter uns hergelaufen ist und dabei die ganze Zeit wie verrückt gehechelt hat. Doch nach einer Weile war klar, dass es sich um ein ganz liebes Hündchen handelte. Als es langsam dunkel wurde, fuhren wir ein paar Kilometer in die Traumlandschaft zurück – gefolgt von unserem treuen Schnupie-Freund. Zum Einschlafen hörten wir das Finale aus der Hörspielreihe „In zweiter Instanz“ von Bastian Pastewka (leider nicht zu empfehlen, auch wenn wir den Bastian P. eigentlich mögen). 

Unser Stellplatz war so unglaublich schön, dass ich mir um 6 Uhr extra einen Wecker getellt habe, um vor dem Sonnenaufgang aufzustehen, damit ich das Naturspektakel frühmorgens live miterleben kann (und zwar draußen an der frischen Luft, nicht nur aus dem Bett heraus, wie sonst immer). Sogar Marco hat sich von mir motivieren lassen aufzustehen. Mit der Kamera bewaffnet gingen wir den Hang hinauf, erfreuten uns an der Schönheit der aufsteigenden Sonne und als ob dieser Moment nicht schon mitreißend genug war, kam uns auf einmal unser Schnupie freudig entgegen. Doch er war nicht allein. Und er war gar kein „er“. Unser Schnupie entpuppte sich als Schnupie-Mama und sie hatte vier fröhlich Hundebabies im Schlepptau. Der Sonnenaufgang, die Traumkulisse, die Schnupie-Mama mit ihren Baby-Schnupies. Kann es einen herzergreifenderen Moment geben? Wir haben noch den ganzen Vormittag mit der Hundefamilie verbracht und waren überwältigt wie liebevoll die Mama mit ihren Kids gespielt und sich um die Kleinen gekümmert hat. 

Der Schotterweg sorgte an diesem Tag zum ersten Mal für einen Stein zwischen unseren Zwillingsreifen (wir prüfen das zum Glück regelmäßig). Nachmittags fuhren wir vom Uvac zum Nationalpark Kopaonik, wo wir am nächsten Tag eine kleine Wandertour durch das Skigebiet machten (wobei wir feststellen mussten, dass die Atmosphäre von Skigebieten nicht so unser Ding ist). Auf der Weiterfahrt Richtung Bulgarien sind wir in einen Hagelsturm geraten, haben Äste von der Straße geräumt und hätten beinahe das Ende eines malerischen Regenbogens erreicht. 

Und am Schluss noch ein Hinweis an alle Hundefreunde unter euch: Das neue Waldigram „Schnipp Schnapp Schnupies“ ist online! Ein Waldigram für alle, die sich auch so sehr über niedliche Hunde freuen, wie ich es tue. Hier teile ich mit euch meine tierischen Lieblingsfotos im Schnupie-Format.

Wir Wa-Wa-Wa-Wa-Wandern

Warum die letzten Tage hier Funkstille gewesen ist? Wir waren Wandern! Im wunderschönen Tara Nationalpark. Eine wunderschöne Bilderauswahl werden wir sicherlich in den nächsten Tagen (oder eher Wochen) ((oder vielleicht Monaten)) als Blogbeitrag zusammenstellen. Vorher muss unser Fotoauswahlprozess noch optimiert bzw. überhaupt erstmal eingeführt werden. Mir geht es jedenfalls so, dass ich beim Wandern immer viel zu viele Fotos schieße, weil ich von der Natur und der Atmosphäre so begeistert bin und mich da total reinsteigere und dieses Gefühl am liebsten in tausend Fotos festhalten möchte. Klappt aber meistens nicht, bin halt nur eine Schnappschussjägerin. Quantität vor Qualität. Heute gibt es jedenfalls kein Foto für euch, weil es mir gerade viel zu schwer fällt, die zwei drei „besten“ Schnappschüsse auszusuchen (die Königsdisziplin bei der Bilderauswahl). Also müsst ihr euch noch ein wenig gedulden. Bis bald!

Tagebucheintrag vom 21. September 2020

Nach zwei (!) Monaten ist es soweit. Hier kommt die versprochene Fotoauswahl. Ein Versprechen an mich selbst, denn für mich dient dieser Blog dazu, unsere Fotoerinnerungen zu kanalisieren. Da wir uns aktuell im Lockdown in Griechenland befinden, bin ich besonders dankbar über das Freiheitsgefühl und die schönen Momente, die wir beim Wandern in Serbien erleben durften. Die folgenden Fotos sind im Zeitraum vom 17. bis 21. September 2020 im Tara Nationalpark entstanden.

Gestartet sind wir in Bajina Basta mit einem kurzen Stop in der Touristeninfo, um eine Karte vom Nationalpark zu besorgen. Nach einer waldigen Fahrt und einer Pause bei Sljivovica erreichten wir den Tara NP in Mitrovac – ein leergefegtes Touristenörtchen mit geschlossenen Souvenirläden und unbelebten Hotelanlagen. Da die Ortschaft nicht gerade einladend auf uns wirkte, fuhren wir weiter zu dem Waldparkplatz, von dem aus wir bei einem Abendspaziergang die Aussichtspunkte Ostra Stena und Vila Dren bzw. Kozja Stena erreichten. Auf dem Parkplatz sagte uns ein Fuchs gute Nacht und am nächsten Morgen erwachten wir zauberhaft umhüllt von einem Nebelvorhang. Unser Morgenspaziergang führte uns schließlich zum Aussichtspunkt Banjska Stena.

Dann ging es weiter über offroadige Straßen („not maintained for passenger cars“) einmal quer durch den Nationalpark. Auf der einzigen asphaltierten Straße kamen wir in eine krasse LKW-schneidet-die-Kurve-und-wir-sowie alle-nachfolgenden-Autos-müssen-zurücksetzen-Situation. Die restlichen Straßen waren nur noch Schotterwege mit Schlaglöchern, aber Waldrian meisterte sie alle. Zwischendurch haben wir uns auf einem Bauernhof verfahren, ich habe mich in meinen Traumhund verliebt, auf eine kleinere Wanderung folgte eine größere und wir ließen uns auf einer Lichtung bei Borovac nieder. Während unserer Hauptwanderung haben wir sogar Bärenspuren entdeckt. Den dazugehörigen Bären haben wir allerdings (glücklicherweise?) nicht gesichtet.

Unseren letzten Abend im Tara NP verbrachten wir am Jezero Zaovine (der See „Zaovine“) in einer Sackgasse vor einem ominösen, verschlossenen Tunneltor. Marco hat dort unsere Handbremse eingestellt. Dummerweise haben wir am nächsten Tag beim Wegfahren unseren Keil vergessen, weil wir die Straße nur rückwärts rausfahren konnten und dabei so konzentriert waren, dass wir nicht mehr in Tunnelrichtung geblickt und ihn auf der Straße liegen gesehen haben. Wir verließen den Tara NP und wollten eigentlich die auf der Karte gelb und orange eingezeichneten Straßen nach Mokra Gora nehmen. Irgendwie wich das Kartenmaterial jedoch signifikant von der Open Street Map Karte auf unserem Garmin Navogationsgerät ab, sodass wir plötzlich die gesamte Strecke auf nirgends eingezeichneten Wald- und Wanderwegen fuhren. Mit einer blinkenden Tankanzeige im Augenwinkel eine aufregende Fahrt, da wir bei den unbefestigten Straßenverhältnissen hinter jeder Kurve einen umgefallenen Baum oder andere Hindernisse erwarteten. Lief aber alles glatt und wir kamen unversehrt in Mokra Gora an. Die Nacht verbrachten wir auf einem Campingplatz in Zlatibor, da nach so vielen Wandertagen mal wieder Wäsche waschen angesagt war. Ich hatte dort sehr viel Spaß mit dem Platzstreuner, der leider den Pullover von Marco vom Wäscheständer geholt und den Ärmel angefressen hat, weshalb Marco den kleinen Hund am nächsten Tag nicht mehr leiden konnte (ich habe das Loch aber inzwischen wieder zugenäht).

Dünen und Fähren.

Es ist Mitte November und wir stehen in Griechenland im Lockdown (Tag 7) – also endlich Zeit, um mal wieder einen Blogartikel rauszuhauen. Die letzten zwei Monate sind wie im Flug vergangen und ich grabe mich immer noch durch hunderttausend Fotos aus Serbien und Bulgarien. Das mit den Fotos ist echt Fluch und Segen. Einerseits freue ich mich darüber, so viele Eindrücke eingefangen zu haben. Andererseits schwebt auch ständig die Frage über meinem Kopf, ob wir uns jemals wieder diese unzähligen Schnappschüsse angucken werden und ob sich die ganze Mühe dahinter (angucken, löschen, sortieren, auswählen, nochmal sortieren, nochmal auswählen und schließlich hochladen) überhaupt „lohnt“? Die gleiche Frage habe ich mir auch schon im Hinblick auf unsere Blogartikel gestellt. Liest das überhaupt jemand? Interessiert es irgendwen, was wir irgendwann einmal gekocht haben, wo wir gewandert sind und welchen tollen Sonnenuntergang wir zum Tagesabschluss hatten? Doch je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Ergebnis, dass ich diese Art und Weise der Dokumentation primär für mich ganz persönlich mache. Sekundär natürlich auch für jeden nahestehenden Menschen, der ein bisschen mitverfolgen möchte, was Marco und ich so treiben und wie unser Alltag „on the road“ eigentlich ist. Doch im Grunde geht es mir um mein ganz persönliches Gefühl. Das ist dieses Gefühl, das mich dazu bringt, jeden Abend erneut an den Strand zu pilgern und schon wieder einen Schnappschuss von dem Sonnenuntergang zu machen, der mich dort erwartet und mich jedes Mal aufs Neue staunen lässt. 

In diesem Sinne lasse ich im vorliegenden Blogartikel mal die Fotos für mich sprechen und schreibe diesmal keine Geschichten in Textform nieder. Auf den Bildern befinden wir uns irgendwann im September irgendwo in Serbien…

Hey, kiffen?

Es ist geschafft, wir sind in Bulgarien. Aber bis es soweit gekommen ist, haben wir echt was erlebt, daher wird das jetzt etwas ausführlicher.

Prolog

Fangen wir mal an, etwa vor 3 Tagen wurde uns klar, dass wir uns langsam mal mit dem Covid-19 PCR Test auseinandersetzen sollten, welchen wir zur Einreise in Bulgarien benötigen, um nicht für 14 Tage in Quarantäne ausharren zu müssen. Wir haben uns also die nächstgrössere Stadt – Leskovac – in Grenznähe ausgesucht und haben da erstmal Apotheken abgeklappert, um zu erfragen, wo man hier denn einen „Corona Test“ machen lassen kann. Die zweite Apotheke wusste auch bereits Bescheid und verwies uns an eine Adresse, wo wir dann hingelaufen sind. An der Adresse angekommen fanden wir ein kleines Krankenhaus vor, nach dem Betreten hatten wir auch das erste Mal auf unserer Reise ernsthafte Sorgen, dass wir uns mit Covid-19 anstecken könnten, aber erstmal der Reihe nach.
Am Empfang verwies man uns erstmal an eine andere Abteilung, wir liefen also um das Haus herum, um da in der Notaufnahme noch einmal zu fragen. Die freundliche Frau dort sprach Englisch und zeigte uns dann auch wo die „Teststation“ zu finden ist – einmal über die Strasse.
Da angekommen wurde uns klar, dass es sich dabei um ein eigens eingerichtetes Corona Sonderkrankenhaus handelt – au Backe, wenn wir da mal wieder gesund rauskommen…
Der Wartebereich war menschenleer, offenbar ist Serbien wirklich kaum betroffen. Dennoch waren Türen mit Folie abgeklebt, und es gab eine Art Schleuse. Nach einiger Wartezeit fiel uns ein Knopf auf, der Kyrillisch beschriftet war. Ist das eine Klingel? Ich drücke mal.
Prompt öffnet sich eine Türe und zwei Männer stehen vor uns. Ein Krankenhelfer mit Maske und Haube und Schutzkittel und ein Arzt, der pflegte aber keine Maske zu tragen…
Wir machen hier keinen PCR Test, für PCR müssen Sie hier die Strasse runterlaufen… wissen Sie wo die Post ist? Vor der Post links, etwa 200 Meter vorher rein. Corona Test Center 3! – ööööh… Ookay. Die haben sich offenbar auch auf was Grösseres vorbereitet. Gut wir laufen also zum Corona Testcenter 3 und stehen dann vor einem Gebäude mit Krankenwagen viel kyrillischer Schrift und einer 3 daneben – hier muss es sein! Wieder kein Schwein da. Rechts eine Türe mit grossem „Biohazzard“ Zeichen, rechts die Tür ist mit einer Plombe versiegelt. Wir laufen weiter rein und sehen einen Soldaten. Ähm, Coronatest?
Wir wurden darüber in Kenntnis gesetzt, dass das Testcenter nebenan ist, offenbar sind wir in Militärisches Sperrgebiet eingedrungen.
Im Testcenter 3 angekommen war auch mehr los. Eine Krankenschwester mit Schutzbekleidung und Schutzbrille lief vorbei, die Empfangsdame aber hatte keine Lust auf Mundschutz. PCR Test? Do you have symptoms? No? Then you have to go to this address: …
Wir mussten also schon wieder in ein anderes Testcenter. Wir sind dann am Ende in einer Privatklinik mit Ledersesseln vom Typ „Shisha Bar“ angekommen, wo man uns freundlich empfangen hat – PCR Test, Yes we do that! 120 Euro per person! What? Aber da steht doch 6000 Dinar – Yes for foreigners its 120 euros.
Da hatten wir dann keinen Bock drauf.

Die Optionen

Wir sollten uns jetzt also überlegen wie wir nach Bulgarien einreisen ohne einen PCR Test vorweisen zu müssen.
Option A: Transit nach Griechenland
Option B: 14 Tage Quarantäne.
Da wir mit unserer Karre kaum in der kurzen Transitzeit das Land durchfahren können, haben wir uns ziemlich schnell mit der Quarantäne angefreundet. Der Plan war dann am Ende, die Adresse eines Campingplatzes an der Grenze zu Griechenland zu verwenden, da würden wir „ausharren“ oder aber das Land einfach verlassen, wenn wir keinen Bock mehr haben. Wie lange wir brauchen bis wir unsere häusliche Quarantäne erreichen, kann man uns ja nur schwer vorschreiben, solange wir auf mehr oder weniger direktem Weg hinfahren. Wir müssen ja auch Fahrpausen einlegen und uns kann kaum wer vorschreiben, dass wir schneller fahren müssen als es die Situation zulässt. Nachdem wir dann noch vergeblich versuchten die exakte Verordnung im Internet zu besorgen haben wir uns dann entschlossen einfach zur Grenze zu fahren und mal zu schauen was da genau los ist.

Psst, Express Check?

Wir fahren auf direktem Weg zum Grenzübergang in den Bergen. Ein ganz kleiner, mal schauen.
In der ersten Kurve schneidet uns ein entgegenkommendes Auto in der Kurve und macht auch keinen Anstand auf seine Spur zurückzukehren. Ich mache eine Vollbremsung – die armen Reifen… In der zweiten Kurve noch einer, fährt einfach auf unserer Spur direkt auf uns zu. Wir fahren jetzt nur noch 20 km/h bis zur Grenze.
Da angekommen steht schon ein LKW vor uns. Wir warten am Stopschild. Runa liest bei Google die Bewertungen für den Grenzübergang.

„Sehr korrupte Beamte, sowohl auf Bulgarischer als auch auf Serbischer Seite […] drängen einen auf Geld zu Geld zu geben […] bitte meidet diesen Grenzübergang. Hier könnte man auch glatt einen Horrorfilm drehen!“

„Nach zwei Stunden Fahrt kommt man prompt an die Grenze, einzelne kleine Schlaglöcher, aber man kann bis 100 km/h fahren. Wenn Sie keine Eile haben, gute Landschaft geniessen. Stellenweise sehr kurvig, unbedingt am Tag fahren. Gegenverkehr kann eigene Spur schneiden. Gute Alternative wenn man nicht 3…h warten will. Kontrolle normal, leider wollte der bulgarische Beamte nicht korrekt gewesen musste von meine Geschenke abgeben. Serbische Seite war gut nett geplaudert. Trotz allem gute Alternative“

„Die serbische Polizei wollte Geld haben von mir und haben mich bedroht das sie sonst mein Kofferraum leeren und ich musste das Geld zahlen weil ich sehr viel Gepäck bei mir hatte und keine Lust hatte da stundenlang zu warten deswegen werden ich diesen Grenze nicht mehr überfahren und werde wie immer die normale Rute nach Türkei fahren“

Google Maps

Phu Okay, das kann jetzt gut oder schlecht sein in unserer Situation ohne Corona-Test…

Wir sind dran! Bitte vorfahren!
Und Schwupps wird unsere Karre auch schon durchsucht. Die eine Beamtin war dabei doch sehr gründlich „Marihuana?“ „How much money do you have?“ 20 Euro und 1000 Dinar. „… keine Antwort …“ sucht weiter.
In der Zwischenzeit steht plötzlich ein Typ neben mir, ich glaube der Polizist. „psst, want express check?“ „give me money, i give you express check!“
Och ne, wir haben Zeit, „No Expresscheck, No Problemo!“
Dann kommt die Beamtin wieder „Hey, Marihuana??? How much money do you have?“ „20 euro, 1000 Dinar“ „…keine Reaktion, sie quatscht bereits mit nem Kollegen“.
„Hey, psst, express check? you can go with no check, we don’t check you, just give me money!“
„No we don’t“
„hey Psst, Kiffen? Will Kiffen?“
„Kaffe? Do you want a Coffee?“ frage ich ihn.
Wir lassen die Truppe also ihr Ding machen und setzen uns auf die Bank neben dem Bus. Da kommt direkt der Polizist „Hey, no! don’t sit here, you can’t sit here, because here is no good“ – Oookay alles klar, stehen wir halt.

Nach ner halben Stunde hatten die dann auch keinen Bock mehr auf uns und haben uns ausreisen lassen. Ausreisen genau, das war erst die Ausreise aus Serbien. Die Einreise nach Bulgarien ohne den Corona Test steht uns erst bevor!

Wir fahren vor zum bulgarischen Grenzübergang da kommt schon eine total lieb wirkende Mutti in Uniform und mit Pistole im Holster, die sie mit Sicherheit niemals nutzen würde, aus dem Häuschen heraus.
Stahlend über beide Ohren sieht sie uns an und wir strahlen zurück. Sie nimmt uns die Pässe ab und sagt irgendwas auf Bulgarisch – wir verstehen kein Wort – No Serbski! English or German?
Sie lief dann rüber zu Runa und warf einen Blick in unseren Bus. Dabei warf Sie laut Runa einen verschwörerischen Blick zu ihr schaute in meinen Pass, machte ein Herzchenzeichen mit ihrer Hand und sagte sowas wie „Chocolatte“. Runa interpretierte dies als sowas wie „Guten Fang gemacht“.
Wir bekommen die Pässe zurück und können nach Entrichten unserer Mautgebühr einreisen. Kein Test, kein Formular, keine Quarantäne.

Es ist also alles wie immer und wieder einmal zeigt sich, dass man lieber fährt als zu planen, es kommt eh immer anders als man denkt!

Fahrt mit Höhepunkt

Der Tag begann heute relativ früh, ich war schon um 7 Wach, Runa nicht. Ich dachte ständig das Micky gleich kommen würde. Die ersten Leute versammelten sich bereits vor dem Laden und als wir dann gegen 0830 aufgestanden sind hatte der erste auch schon sein Bier in der Hand – ach so, so läufts hier also, verstehe.

Micky, das ist der Typ der uns gestern Abend noch zu mehr Bier überredet hat, wollte uns heute tollen Serbischen Rotwein und seine Bienen zeigen, er ist aber leider nicht aufgetaucht. Dafür ein anderer (der, der 40 Jahre in Österreich auf dem Bau gearbeitet hat) es stellte sich heraus, dass er der Vater von Micky war! Der Sohn von Micky soll sich gestern wohl in den Finger gehackt haben und ist jetzt im Krankenhaus, aber ist wohl nicht so schlimm. Jedenfalls haben wir aber nicht herausgefunden, ob Micky deswegen nicht aufgetaucht ist, wir haben aber den Verdacht, das Micky von um 8 Uhr am Abend sprach. Dumm gelaufen.

Nach dem Frühstück ging es weiter Richtung Tara Nationalpark, wieder recht viel Strecke, dafür aber hatte das Ende und unser Übernachtungsdomizil einen echten Höhepunkt zu bieten, den man nur in Fotos beschreiben kann.
Da gab es heute ein improvisiertes Steinpilzrisotto und jetzt schauen wir aber wirklich „das Schweigen der Lämmer!“

Der Dorfladen – Angelpunkt der Gesellschaft

Heute sind wir viel gefahren, insgesamt 170km dürften es in etwa gewesen sein! Die Fahrt erstreckte sich fast ausschliesslich durch waldige Steppe – wonderful!

Am Ende unserer Kräfte erreichten wir schliesslich das Dorf Četereže mit seinen Schätzungsweise 100 Einwohner. Während sich die Kinder auf dem Fussballplatz austobten haben die Männers auf der Treppe des Tante-Emma Ladens ihr Feierabendbier getrunken und genau da haben wir uns hingestellt und uns ebenfalls ein Bier gegönnt.
Alle haben sich gefreut und die Kinder fuhren ständig mit ihren Rädern vorbei und habe „Hello“ gerufen, aber bestimm 20 Mal, bestimmt ne Mutprobe! Irgendwann kamen sie dann auf einmal mit Hundewelpen angelaufen, wie süss!
Einer der Männer sprach auch Deutsch, oder besser Österreichisch. Hier in Serbien scheint es einige Menschen zu geben, die in Österreich gearbeitet haben und jetzt zur Rente wieder zurück „nach Hause“ gezogen sind. Mit ihrer Rente von 1500 Euro im Monat verglichen mit dem Durchschnittsgehalt von 400 Euro leben Sie hier sehr gut, so hat uns hier auch ein Mann erzählt, dass er 38 Jahre in Österreich gearbeitet hat und das „da Drübern“ sein Grundstück ist. Ausserdem hat er grade 200 Liter Schnaps gebrannt.

Wieder wurden wir sehr herzlich empfangen, wir sind weiterhin begeistert von Serbien und der Gastfreundschaft hier.

Zum Abendessen gab es Spaghetti in Parmesanklumpensauce, war so lala, ja ich hab’s hart verkackt. Dafür schauen wir jetzt das „Schweigen der Lämmer“!

Gute Nacht!

UPDATE (von Runa am nächsten Morgen): Doch nicht gute Nacht – als Marco gerade diesen Eintrag online gestellt hat, klopfte es an unserer Tür und der Österreicher brachte uns eine ganze Tüte mit Pfirsichen als Geschenk vorbei. Kurz darauf (wir hatten bereits den Plan gefasst, uns statt Filmgucken wieder nach draußen zu den Dorfleuten zu setzen) klopfte es erneut und ein anderer Mann rief in gebrochenem Deutsch „Kommt raus!“ zusammen mit einer einladenden Handbewegung. Prompt bekamen wir von ihm jeder ein Bier in die Hand gedrückt und Miki (kurz: Mik – sein vollständiger Name sei laut eigener Aussage zu kompliziert) wurde an dem Abend noch zu unserem besten Freund… 🙂

Endlich Wieder Online

Jaaaaa es ist so wunderbar, wir haben Internet, das funktioniert!
Gleich nach dem Kaffee um 8 fanden wir uns plötzlich beide am Laptop wieder. Runa hat Fotokram gemacht und ich habe mit Instagram rumgespielt. Instagram ist ja mal echt der allergrösste Scheiss, wie asozial kann Social Media bitte noch werden?
Um 12 ist uns dann aufgefallen, dass wir mal was frühstücken sollten. Runa hat uns leckere Brote gemacht. 🙂
Irgendwann kam noch eines dieser alten Dacias angefahren und ein Typ (Angler) quatschte uns an, er sagte wir können an seinem Ufer angeln. Er sagt einfach, dass das sein Angelzeug ist, falls wer fragt. Wir haben uns bedankt, aber sind dann doch nicht Angeln gegangen.
Etwas später kam noch jemand, der hat sich als Besitzer des Grundstückes auf dem wir gerade stehen entpuppt – au weia – Wir sollen auf das andere Grundstück, da gibt’s Schatten, da schwitzen wir nicht so wie hier – das andere ist auch seins. Ausserdem die zwei „da drüben“ auch! Ja danke, aber wir mussten ja leider unsere Batterien laden zum Abnerden, also blieben wir in der Sonne.

Die Nerdzeit hat sich gelohnt, wir haben uns gegen Instagram und für Waldigram entschieden! Schaut euch einfach das Menü auf dieser Seite genau an, es gibt jetzt Cockpitromantik!

Der Tag geht jetzt langsam dem Ende zu, wir bleiben noch eine Nacht, hier ist es wirklich sehr schön und auf dem Herd steht schon eine leckere Tomatensauce die ich aus Resten zusammengewürfelt habe.

MiauMiau

The Sheep-Iron-Gate

Die Nacht hatten wir in Donji Milanovac im Djerdap Nationalpark an der Donau verbracht, nachdem wir gestern im einzigen Restaurant WLan gegen zwei Cola getauscht hatten. Unser Skyroam funktioniert in Serbien extrem schlecht, wir haben quasi kein Internet, brauchen wir eigentlich auch nicht, aber zumindest mal eine Karte der Umgebung herunterladen wäre schon ganz nice. Gestern hatte ich noch einen langen von Unterbrüchen geplagten Chat mit Skyroam, die geben das Problem jetzt an den 2nd Level Support weiter. Ich bin mir sicher, es liegt daran, dass die Roaming Endstelle in den USA liegt, eine Latenz von 300ms muss zwangsläufig zu vollen TCP Buffern führen, warum terminieren die auch in den USA, alle anderen Europäischen Länder terminieren in Europa. Mein Leben ist geprägt von Problemen, die ich ohne IT nicht hätte, für die ich ohne IT aber auch keine andere Lösung wüsste – was soll’s.

Nach dem Frühstück, bestehend aus Kulen Wurst in Supermarkt Qualität, schlechtem Toastbrot und ziemlich leckerem Türkischen Kaffee, welchen wir neuerdings in unserem extra angeschafften Kännchen zubereiten ging es weiter. Wir fuhren Richtung Iron Gate, das ist so eine Schlucht, unten die Donau, ziemlich schön und am Ende eine Art Staudamm.

Eigentlich wollten wir da ein wenig Wandern, aber die Schlucht ist sehr steil und das Wandern wäre sehr asozial, also haben wir uns entschieden einfach hochzufahren und da oben zu spazieren. Doch oben angekommen standen wir plötzlich in der Einfahrt eines Bauernhofes, wollten umdrehen doch da lief auch schon ein Typ auf uns zu. Ja gut, dann warten wir halt kurz.

Nachdem uns der Mensch eine Hand voll Birnen geschenkt hatte, lud er uns zu sich ein, er war der Sohn, mit dabei waren sein Bruder, der original (wirklich) aussah wie „Nacho“ aus Breaking Bad, seine Mutter und seine Oma. Uns wurden also erst einmal die Schafe gezeigt, als er die Tür öffnete sprang ein junges Lamm heraus, welches er gekonnt zurückgedrängt hat. Im Stall waren dann noch mehr der Schafe und Lämmer, eines hatte einen Fussballgrossen Sack oder Euter, welcher bis zum Boden hing – Tumor – sagte er. Wieder draussen zeigte er uns noch die Schafweide. Die Schafe weideten in einem Gehege, dazwischen Hühner und zwei grosse schwarze Flecken auf dem Boden mit Überresten von Müll. Der Müll wird hier offenbar noch händisch im Garten verbrannt – zwischen den Schafen. „Very good, Organic Sheeps!“ sagte er uns. 🙂 Achja und den Hund hatten wir auch noch kennngelernt, eine Serbische Rasse, bekannt dafür alle Wölfe in die Flucht zu jagen.

Zurück im Garten bei der Familie bekamen wir noch ein Getränk, ich dachte schon die füllen uns jetzt ab, aber es war glücklicherweise eine selbstgemachte Limonade aus Serbischen Blüten, total gut.

Nachdem uns Milan noch voller Stolz von seinen Freunden aus Belgrad, seinem Jetski, seinen Traktoren und seiner Heuballenmaschine erzählt hat, haben wir unser Wasser aufgefüllt und uns verabschiedet. Eine echt nette Familie!

Der Weg führte uns schliesslich nach Velesnica – auch an der Donau – wo wir jetzt auch die Nacht verbringen. Das Internet ist wieder hervorragend, da wir Verbindung nach Rumänien haben! Ohne Internet kein Blog! (jaja liebes Iltismädchelein, der Zwinkerzwinker geht an dich).

Bis morgen!

Trüffel, Techno und Teile.

Innerhalb von zwei Tagen sind wir mal eben schnell (d.h. in Bestzeiten auch mal mit 70km/h) durch Ungarn gecruist. Der Grenzübergang von Slowenien nach Ungarn war leer. In drei Tagen würde es hier wohl anders aussehen, da am 1.9. die ungarische Grenze dicht machen soll. Eine Übernachtung in Ungarn haben wir uns dann doch gegönnt. An einem Badesee in Kristolmacs. Highlight des Abends: Marco hat zum ersten Mal Shakshuka gekocht. Vielleicht wird er das Rezept – original nach Dr. Shakshuka – bald mit euch teilen. Am nächsten Tag wurde es ernst. Unsere erste „richtige“ Grenzkontrolle stand bevor, da wir mit Serbien das erste Nicht-EU-Land befahren würden. Naja, so richtig motiviert waren die Grenzbeamten dann doch nicht. Aber unseren Bus fanden sie cool. So ging es also am Abend vom 30.8. relativ unspektakulär auf serbische Straßen und wir haben uns auf Anhieb sehr wohl in dem Land gefühlt.

Was war nochmal am 31.8.? Ach ja, Marcos Geburtstag! Er hat sich gewünscht den Tag in Serbien zu verbringen – check! Zur Feier des Tages haben wir uns für zwei Übernachtungen auf einem Campingplatz niedergelassen. Okay, und auch deshalb, weil wir an mehreren Stellen gelesen haben, dass man sich innerhalb von 24 Stunden in Serbien offiziell anmelden muss, damit man später keine Probleme bei der Ausreise bekommt. Diese Anmeldung würde das Hotel oder die Unterkunft übernehmen. Unser Campingplatzbesitzer meinte zwar, das würde niemand kontrollieren, aber er hat uns den Wisch trotzdem ausgestellt. Hat im Nachhinein auch nie jemand nach gefragt. Highlight des Campingplatzes: Kaltes Bier im Pool und danach richtig heiß duschen. In Sombor haben wir uns dann noch mit einer Touristenkarte von Serbien ausgestattet und schon ging es weiter nach Novi Sad. 

Es war mal wieder an der Zeit die Wäsche zu waschen. Das Waschen selbst geht im Waschsalon ja ziemlich fix, aber die Wäsche zu Trocknen ist für uns jedes Mal die eigentliche Herausforderung, da wir unsere Kleidung keinem maschinellen Wäschetrockner anvertrauen wollen. Wir machten uns mit zwei IKEA Beuteln voller nasser, gewaschener Wäsche auf Platzsuche etwas außerhalb der Stadt. Im Stadtkern von Novi Sad hätten wir die Befürchtung gehabt, am Morgen weniger Klamotten vorzufinden als wir am Abend aufgehängt hätten. Vielleicht zu unrecht, wer weiß. Die Platzsuche führte uns zu Milan, den wir auf seinem Grundstück im Grünen wahrscheinlich völlig überrumpelten als wir anhielten und ihn auf Englisch (und mit Händen und Füßen) fragten, ob wir für eine Nacht bei ihm stehen bleiben könnten. Erst nachdem er uns bereits zugesagt hatte, merkte er wohl, dass wir ein deutsches Kennzeichen haben. Ab da verlief die Kommunikation etwas leichter, weil er Deutsch in der Schule gelernt hatte. Er lud uns auf einen selbst gebrannten Schnaps ein und erklärte uns dann, dass er für zwei Stunden nochmal mit dem Fahrrad in die Stadt fahren würde. Wir könnten gern bei ihm im Haus Fernsehen gucken. Ist das nicht eine überwältigende Gastfreundschaft? Wir machen uns Sorgen, dass uns in der Stadt jemand die Wäsche klauen könnte und Milan lädt uns – zwei fremde Menschen – zu sich ins Haus ein. Ich finde, von so viel Gastfreundschaft, Aufgeschlossenheit und „Fremdenfreundlichkeit“ können wir Deutschen uns eine gehörige Portion abschneiden. Am nächsten Morgen versorgte uns Milan mit einem türkischen Kaffee und noch einer Runde Schnaps (für Marco als Fahrer gab es nur einen halben) und zum Abschied schenkte er uns sogar noch eine kleine Flasche Sekt. Auf dich, Milan!

Es schien der Tag der Geschenke zu sein. Im Nationalpark Fruska Gora standen wir auf einem Parkplatz und waren gerade lautstark am Diskutieren was wir in diesem Nationalpark überhaupt machen wollen würden – als es an unsere Scheibe klopfte. Zwei Männer mit zwei Hunden hielten uns einen Trüffel entgegen: „Here, this is for you!“ Völlig verblüfft pressten wir gerade noch so ein „Thank you!“ heraus – da waren sie schon wieder weg. Wow, ich hatte zuvor von unserer Diskussion schon Tränen in den Augen (ich war an dem Tag nervlich etwas labil unterwegs), aber diese nette Geste gab mir dann den Rest. Von dieser Freundlichkeit und Selbstlosigkeit tief berührt, kullerten die Tränen nur so an meinen Wangen herunter. Nach so einem schönen Erlebnis konnte der Tag nur noch gut werden. Marco experimentierte im Nationalpark mit Stahlseilresonanzen, ich freute mich über den hübschen Wölkchenhimmel und wir fanden ein Bett im Kornfeld – endlich wieder Wildcampen!

Nach so viel Natur war das nächste Ziel stadtklar: Wir wollten nach Belgrad! Ein kostenloser Parkplatz mitten in der City am Wasser gelegen direkt neben einem Militärstützpunkt bot uns maximale Sicherheit. Wir wurden vom Wachposten sehr nett empfangen. Die Schiffspromenade und die Innenstadt erkundeten wir wie immer mit dem Fahrrad. Die Räder gehören mit zu unserer wichtigsten Reiseausstattung. Wenn wir damit durch fremde Städte cruisen fühlt es sich für uns sofort wie zu Hause an. Als würden wir mal eben durch Berlin zum nächsten Späti radeln. Nur bei unserem ersten Cevapcici tappten wir in die Touristenfalle und haben versehentlich viel zu teuer zu Abend gegessen. In den nächsten Tagen wurde der günstige Imbiss nebenan unsere Anlaufstelle Nummer 1, wenn es um die tägliche Nahrungsaufnahme ging. Alternativ: Stullen geschmiert und ab auf’s Rad. Günstiger geht’s nicht. Unsere Erkundungstouren durch diverse „hippe“ Bezirke Belgrads waren tagesfüllend, viel mehr Programm brauchten wir gar nicht. Nur einmal bezahlten wir Eintritt, das war im Tesla Museum. Am Wochenende machten wir einen Stellplatzwechsel, um noch näher am Geschehen zu sein. Wir parkten direkt im Szenebezirk, da wo die ganzen Bars waren (u.a. unsere neue Lieblingsbar Yugovinyl). Samstagnacht konnten wir es nicht lassen und sind – um 19:30 Uhr – in den Drugstore gegangen. Ein Techno Club, der glücklicherweise draußen im Hof seinen Floor eröffnet hat. Bis um 8 hatten die dort freien Eintritt und überraschenderweise war die Tanzfläche um 20 Uhr auch tatsächlich gefüllt und die Partycrowd sehr gut gelaunt. War sehr witzig, wir haben aber nur bis um 1 durchgehalten. Der Kater am Sonntag fühlte sich leider so schlimm an als hätten wir durchgemacht. Da half nur noch ein Konterbier. 

Wir verließen Belgrad nach 5 Tagen mit dem Gefühl dort auch einfach bleiben zu können. Ich finde es spannend zu merken, dass auch Großstädte anderer Länder ihren Reiz auf mich ausüben. Das hätte ich nicht unbedingt erwartet. Vor der Reise habe ich gedacht, dass wir größere Städte eher meiden werden, aber mittlerweile zeichnet sich ein anderer Trend bei uns ab. Das coole ist, dass wir durch das Großstadtleben in Berlin echt einiges gewöhnt sind und uns dadurch in anderen Metropolen ziemlich schnell und einfach zurecht finden. Selbst innerstädtisches Autofahren ist bislang noch kein Problem, das habe ich mir schlimmer vorgestellt. Aber warten wir erstmal ab, was für Städte noch auf uns zukommen. Man sollte den Tag ja nicht vor dem Abend loben.

Im Speckgürtel von Belgrad haben wir die Nacht auf dem IKEA Parkplatz verbracht. Es gab leckeres Trüffelessen von Marco zubereitet und wir zogen uns das Finale von Stranger Things rein. Morgens folgte ein mittelmäßiges Frühstück im IKEA Restaurant mit anschließendem Laptopnachmittag (wir waren mal wieder scharf auf freies Internet, denn unser Roamy schwächelte in Serbien ganz schön). Außerdem kauften wir Vorratsdosen gegen Mottenalarm und … Stühle!!! Ja genau, die bekommen gleich drei Ausrufezeichen!!! Optisch werden unsere neuen Sommermöbel zwar keinen Preis gewinnen, aber die beiden Klappstühle entwickelten sich in kürzester Zeit bei uns zum absoluten Game Changer. Wir können jetzt endlich ordentlich zusammen am Tisch sitzen. Sogar auf Augenhöhe (davor hatten wir nämlich nur einen hohen und einen niedrigen Campingstuhl, in die man tief versunken ist). Eine völlig neue Lebensqualität kehrte in unser Vanlife ein. Frühstück an Tisch und Stühlen. Laptoparbeit mit geradem Rücken. Ja, selbst im Bus kann ich mir einen Arbeitsplatz einrichten, indem ich den Beifahrersitz nach vorne klappe und dort Tisch und Stuhl aufstelle. Ihr merkt, ich bin begeistert. Ich möchte nie wieder einen Stuhl in meinem Leben missen. Nie wieder.

Die folgende Woche fuhren wir immer an der Donau entlang. Eine besonders schöne Kettenreaktion ereignete sich in Smederevo. Wir hatten kurz vor Belgrad bemerkt, dass uns ein Autoteil fehlt. Irgendwie muss uns eine der zwei Schellen, die die Stabistange an den Vorderachskörper befestigen (habe ich mir von Marco sagen lassen), abgefallen sein. Es war nur noch eine Schelle dran. Bei unserem Bus natürlich eine Spezialausführung, die man nicht so einfach bekommt. Beim Schrottplatz nachgefragt. Telefon ans Ohr bekommen, der Sohn kann Englisch. Zum Sohn in die Stadt gefahren, er zeigt uns einen Auto Service, der uns helfen kann. Der Geschäftsführer dort kümmert sich persönlich um uns. Fährt kurz wohin, kann das Teil aber nicht auftreiben. Lässt aber seine Kontakte spielen und einen Mechaniker kommen. Wir folgen dem Mechaniker vor sein Haus, er baut uns innerhalb von drei Stunden die Schelle nach und setzt das Teil ein. Sieht gut aus, hält bis heute. Manchmal läuft’s. Ach ja, die Wartezeit haben wir in Smederevo mit der Besichtung einer Festung verbracht, die wir zum Abend hin dann auch als Schlafplatz auserkoren haben.