Die dritte Woche der Paketwarterei bricht an. Es fehlen immer noch 2 Pakete. Inzwischen fühlen wir uns in Monfalcone und um Monfalcone und um Monfalcone herum schon wie zu Hause. Trotzdem haben wir Hummeln im Hintern und wollen gern weiter.
Ja ja, ihr wollt sicherlich auch endlich abwechslungsreicheren Content von uns lesen und fragt euch bestimmt schon, warum wir denn immer noch über Pakete und Italien schreiben, obwohl wir fast Oktober haben und längst in Bulgarien angekommen sind. Tut mir leid, da müsst ihr jetzt durch. Sowas nennt man Vergangenheitsbewältigung. Und um komplett für Verwirrung zu sorgen: Das Veröffentlichungsdatum der Italien-Artikel datiere ich in den August zurück, damit die Reiseberichte insgesamt einigermaßen chronologisch bleiben. Freut euch also in den nächsten Wochen über ein lustiges Durcheinander an Geschichten aus Italien, Slowenien, Ungarn, Serbien und Bulgarien. Vielleicht bald auch Griechenland.
Montag 17.8.: Wir bleiben auf dem Katzenparkplatz. Eine Email bestätigt uns, dass das Paket mit dem Mückennetz heute im Fermoshop angekommen ist. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht: Immer noch kein Lieferstatus von Paket Nummer 5. Erneutes Telefonat mit dem Zwischenhändler. Keine Info. Marco baut Druck auf und droht mit sofortiger Stornierung. Auf einmal heißt es, das ginge nicht, denn das Paket sei angeblich schon unterwegs. Aha, also doch eine Info. Kurz darauf endlich eine Trackingnummer und – ja – es ist tatsächlich unterwegs! Ein Gewitter am Nachmittag mit richtig krassem Regen lässt uns im Bus verweilen. Ansonsten nichts Neues: Abhängen, Foccacia essen, süße Katzen und das Treiben auf dem Parkplatz beobachten.
Dienstag 18.8.: Man (naja, eigentlich vor allem Runa) kann sich auch mit dem Haushalt beschäftigen. Abwasch vom Vortag, Frühstück zubereiten, Bett ausschütteln, Fegen, etc. – das dauert gern mal länger als 1 Stunde. Heutiger Tapetenwechsel: Wir fahren zu einem anderen Parkplatz in Monfalcone. Der ist in der Nähe vom Bahnhof. Zuerst machen wir eine Fahrradtour zur Schiffswerft und danach einen Spaziergang über das Bahnhofsgelände zu einem Schlachtfeld aus Kriegszeiten, da konnten wir Schützengräben angucken. Gruselige Stimmung. Die Tiere, die wir unterwegs entdecken, erfreuen uns hingegen sehr. Am Bus checken wir erneut den Lieferstatus: Das Paket ist immer noch unterwegs. Oh je, wir dachten wir kommen heute los. Na gut, dann weiter zum Programmpunkt Abendessen. Heute kocht Runa mal wieder. Kartoffelstampf mit Erbsengemüse ist als Resteverwertung echt der Hit. Zum Nachtisch gibt es „Alien 2“ auf Netflix.
Mittwoch 19.8.: Das große Paketwartefinale, wird es heute endlich ankommen? Um 15 Uhr immer noch keine Neuigkeiten. Wir feiern Jubiläum: 2 Wochen in Monfalcone! Ausharren 2.0 – neue Dimensionen (zum Antipasti am Mittag gibt es ein kleines Gläschen Rotwein). Oh man, wir wollen endlich weiter nach Slowenien… 16 Uhr, eine Stunde noch, die Stunde der Wahrheit. Glaubst du noch dran, Schatz? Das Paket ist immer noch in Zustellung. Nur noch eine Stunde bis der Laden schließt. Kurz vor 17 Uhr holen wir im Fermoshop nur EIN Paket ab (das Mückennetz, das bereits am Montag angekommen ist), dann ist Ladenschluss. Enttäuschung macht sich breit. Ein paar Stunden später steht unser Paket online auf einmal als „delivered“ drin. Häh, warum hat uns der Typ im Fermopoint uns vorhin nicht gesagt, dass da noch ein Paket für uns liegt? Ist das etwa an DPD zurückgegangen, weil es Probleme mit dem Fermoticket gab? Wir zerbrechen und den Kopf darüber, wechseln den Schlafplatz, gehen an türkisfarbenem Wasser spazieren, naschen von einem Feigenbaum, kochen Spaghetti Carbonara und holen Wasser an einer Kirche. Das Wasser kommt bräunlich gefärbt aus dem Hahn, aber unser fest installierter Wasserfilter besteht diesen Härtetest und wir freuen uns im Bus über klares, gefiltertes, wohlschmeckendes Wasser.
Donnerstag 20.8.: Marco versucht morgens ab 8 die DPD zu erreichen. Der Versuch scheitert, es geht keiner ran. Okay, dann um 10 auf gut Glück nochmal zum Fermoshop und siehe da: Das Paket ist da!!! Wir können weiter nach Slowenien!!! Was wir dann auch sofort machen, also ab in den Bus und auf’s Gas gedrückt mit Navi in Richtung slowenischer Grenze…
Wir befinden uns im Dunstkreis zwischen Triest und Monfalcone. Aktueller Lieferstatus: 2 Pakete sind angekommen, auf 3 Pakete warten wir noch. Aber viel interessanter ist doch der unverblümte Einblick in unser Reiseleben…
Montag 10.8.: Um ehrlich zu sein, es war eine unruhige Nacht am belebten Straßenrand mitten von Triest. Die Baustelle, die morgens um 7 Uhr direkt vor unserem Bus eröffnet wird, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Aber der Montagmorgen bringt auch gute Nachrichten mit sich: Der toxikologische Befund ist da (ihr erinnert euch vielleicht an die Polizeikontrolle in der Schweiz) und er ist … NEGATIV!!! Was grundsätzlich zu erwarten war, aber man weiß ja nie… 😉 Zur Feier des Tages machen wir einen kurzen Zwischenstop am Womo Stellplatz von vorletzter Nacht (der unter der Brücke) und nutzen den dortigen Wasserhahn zur Körperpflege. Runa hängt zwischen Seitentür und Zaun ein Tuch und bastelt sich somit eine Duschkabine. Nackt duschen, ein Traum. Nachmittags machen wir einen Ausflug nach Miramare und besichtigen dort das Castello und den dazugehörigen Schlossgarten. Dann wollen wir hoch nach Prosecco fahren. Einfach, weil der Ortsname so lustig ist. Der direkte Weg ist jedoch für Fahrzeuge über 2 Komma irgendwas Tonnen ungeeignet, daher nehmen wir einen Umweg, der über eine sehr enge Straße ein paar Hundertmeter in die Höhe führt. Wir durchqueren zwei drei kleine Ortschaften und die Straßen werden immer enger. Dauernd kommen uns Autos entgegen und entweder wir oder die anderen müssen in den schmalen Gassen zurücksetzen. Kurz vor Prosecco geben wir auf und fahren in das Nachbardorf, Santa Croce, zurück. Dort hatten wir einen Parkplatz mit Blick auf’s Meer entdeckt. Die wilde Fahrt hat sich also doch gelohnt. Als heutige Resteverwertung probieren wir Polenta mit Bolognese und können diese Kombi definitiv weiterempfehlen. Es folgt eine ruhige, erholsame Nacht.
Dienstag 11.8.: Wir nehmen heute eine alternative Route nach Prosecco (die wir am Abend zuvor zu Fuß abgecheckt hatten), freuen uns nochmal kurz über den Namen als wir die Ortschaft passieren, fahren dann aber sofort weiter nach Borgo Grotta Gigante, wo wir „eine Höhle gigantischen Ausmaßes“ (Zitat aus dem deutschsprachigen Touristenfaltblatt) besichtigen. Die anderthalbstündige, geführte Tour durch die riesige Grotte ist nicht nur sehr beeindruckend, sondern hat bei den heißen Temperaturen auch noch den Vorteil, dass wir uns mal wieder so richtig schön runterkühlen. Am frühen Abend erledigen wir noch einen Lebensmitteleinkauf in Opicina neben der Dorfkneipe. Motto: Sehen und gesehen werden. Wir fahren für die nächtliche Stellplatzsuche weiter, müssen aber erneut wegen zu enger Straßen abbrechen und fahren schließlich zurück nach Opicina. Aber nicht zum Dorftreffpunkt, sondern zu einem Parkplatz im Grünen etwas außerhalb. Lecker Risotto, ruhige Nacht (und kühl!).
Mittwoch 12.8.: Der Parkplatz entpuppt sich am nächsten Morgen erfreulicherweise als Schattenplatz und so nehmen wir uns Zeit für Organisatorisches. Marco verbringt (oder verzweifelt) den Vormittag am Telefon mit dem italienischen Amazon Kundensupport. Runa macht die Monatsabrechnung. Unsere Reisekosten liegen zurzeit bei durchschnittlich 30€/Tag bzw. 900€/Monat, was völlig okay ist. Gegen Nachmittag brauchen wir dringend Bewegung und holen sie uns in Form einer Fahrradtour (mal eben rüber nach Slowenien). Zurück am Bus füllen wir unsere Wasserkanister am Friedhof auf, fahren weiter nach Col, verfahren uns und rollen kurz auch mit dem Bus ein paar Meter über die slowenische Grenze, drehen um und haben wieder italienischen Boden unter den Rädern. Die Nacht verbringen wir auf einem Hügel neben einer Kirche in Monrupino, essen Pasta Gorgonzola und schauen uns die Perseiden an. War sehr schön (und dunkel) da oben und wir waren nicht das einzige Pärchen, das von der Kirchenmauer aus in den Himmel geguckt hat. Unser finaler Punktestand beim Sternschnuppengucken: Runa 4, Marco 0.
Donnerstag 13.8.: Wir werden morgens um 6 von einem gefühlvollen Glockenläuten (das ich so noch nie erlebt habe, da hat einer seine Aufgabe mit voller Leidenschaft ausgeführt) und von krähenden Hähnen geweckt. Nach dem Frühstück startet der Tag mit einer Runde Morgenyoga. Heute geht’s wieder nach Triest für ein paar Erledigungen in der Großstadt, u.a. fragen wir in diversen Bootsgeschäften nach einer Wasserpumpe mit höherer Leistung – ohne Erfolg. Danach fahren wir zurück in die Kleinstadt Monfalcone, denn Paket Nummer 3 ist für uns beim Fermopoint angekommen: Der tragbare Wasserfilter (nach nur 1 Tag, echt fix die Italiener). Erledigungen erledigt. In der Stadt wollen wir heute nicht bleiben, wir fahren raus auf’s Land nach Turriaco zu einem Platz am Fluss, wo wir schon mal einen Nachmittagsstop gemacht haben, baden im Isonzo und sind nicht die einzigen, die dort im Camper übernachten.
Freitag 14.8.: Das Beste, was man bei unerträglicher Hitze machen kann, ist in Bewegung zu bleiben – auch wenn es schwer fällt. Unsere heutige Activity führt uns nach Duino zu einer Rad-/ Wandertour. Die Radtour endet auf einem nicht mehr befahrbaren Wanderpfad, was in der Mittagssonne furchtbar anstrengend war, denn wir mussten ja die Räder hinter uns herziehen. Trotzdem eine mega schöne Gegend. Dank Geocaching entdecken wir mitten im Wald (abseits von jeglichen Waldwegen und -pfaden) eine kleine Höhle, die uns so richtig verzaubert. Mit einer Taschenlampe bewaffnet folgen wir dem kühlen Luftzug und dringen in die ungewisse Dunkelheit ein. Anfangs müssen wir uns noch geduckt halten und einigen Spinnennetzen ausweichen, nach etwa zehn Metern können wir wieder stehen und den Hauptraum bestaunen. Weiter hinten leuchten wir mit der Taschenlampe (und ausreichend Sicherheitsabstand) in eine Schlucht. Da geht es ordentlich tief runter. Viel faszinierender finde ich jedoch den Staubnebel, der im Schein unserer Taschenlampe aussieht wie fliegende, schwärmende Glitzerpartikel. Pustet man sanft dagegen, entsteht ein goldener Wirbelstrom wie aus einer anderen Welt. Am Abend kehren wir nach Turriaco zurück. Ein Sturm kommt auf, wir sind das einzige Fahrzeug, das zum Fluss hinfährt. Andere Autos und Fußgänger kommen uns in Massen entgegen. Alle flüchten sie nach Hause, es windet schon sehr. Wir springen trotzdem noch ganz schnell für einen Bade-Quicki in den Isonzo, um den Schweiß der Tagestour von unserer Haut zu spülen. Mittlerweile sind wir allein am Platz und machen es uns für die Nacht so richtig gemütlich.
Samstag 15.8.: Storm is over! Heute ist hardcore Chillen angesagt. Da wir den Premiumplatz im Schatten erwischt haben, besteht unser Tag aus Sachen machen am Bus und Baden bei Strömung (beides im Wechsel). Runa findet endlich die Zeit (oder vielmehr die Motivation) eines ihrer Nähprojekte abzuschließen: Ein Hänge-Organizer für Handys, Tablet, Ebook usw. (Ordnung muss sein). Marco ist im Busaufräumwahn und bereitet uns leckeres Focaccia in der Pfanne zu. Die dritte Nacht auf „unserem“ Platz in Turriaco bricht an. Zuhause-Feeling kommt auf.
Sonntag 16.8.: Runa wünscht sich heute einen Laptop-Tag in einem netten Café. Nach einem Kulturschock im Einkaufscenter (viele Geschäfte in Italien haben auch sonntags geöffnet) wurde leider nur McDonalds draus. Egal, hauptsache Internet. Da wir schon in Monfalcone waren, fuhren wir später zu unserer zweiten „Base“ (dem Katzenparkplatz). Gewohnte Umgebung, alles paletti, schöner Parkplatzabend mit Katzen, Menschen, Autos und einem Hund. Der Hund (mit Halsband, daher mutmaßlich kein Streuner) irrte etwas orientierungslos auf dem Platz herum. Nach eingehender Beobachtung der Situation fragte Marco am Hafen und bei den benachbarten Bungalows herum, ob jemand einen Hund vermisst. Tatsächlich, ein junges Mädchen in einer kleinen Partyrunde hat auf Marcos Nachfrage hin nachgesehen und erschrocken festgestellt, dass ihr Hündchen ausgebüchst ist („I thought she was sleeping!“). Ist ja nochmal gut gegangen.
Drei Wochen lang haben wir im August nicht nur auf Pakete gewartet, sondern auch viele schöne Dinge erlebt. Hier der erste Wochenrückblick im Schnelldurchlauf:
Samstag 1.8.: Roamy in der Nähe von Venedig verloren. Übernachtung in Vorstadt von Jesolo. Ein zerfallenes Haus bietet uns zwar keinen Unterschlupf, aber dafür perfekten Sichtschutz. Traumhafter Himmel über Maisfeld.
1, 2, 3, 4 Eckstein
Mondstein flieg und sieg
Der Himmel brennt
Sonntag 2.8.: Nachmittags in Jesolo diverse Campingläden abgeklappert. Leider ohne Erfolg, wir müssen Mückennetz & Co also doch bestellen. Abends kehren wir in einer Strandbar ein, die unsere Verpflegung sichert. Es gibt Eis, Aperol Spritz, Pasta und Wein. Super Nacht auf Strandparkplatz.
Kostenloser Strand
Kostenpflichtiger Strand
Schwarzliegen
Montag 3.8.: Wir besichtigen den letzten Zipfel von Jesolos Strandpromenade und blicken sehnsüchtig auf’s Meer. Die heutige Stellplatzsuche wird nach den Kriterien „Supermarkt in der Nähe“ und „Café mit Wifi“ ausgerichtet. Aufgrund von angekündigtem Dauerregen planen wir nämlich zwei Gammeltage ein. Wir wollen Pakete bestellen und Blogartikel schreiben. Der Marktplatz in Jesolo vereint beides: Supermarkt nebenan und öffentliches Wifi auf dem Platz. Bei einem abendlichen Spaziergang beobachten wir Nutria Biberratten. Marco kocht Spaghetti Carbonara.
Der Weg ans Meer
Turm
Schach
Der Weg ins Meer
Warten auf Pakete
Habitat der Biberratte
Dienstag 4.8.: Die ersten Pakete wurden bestellt und Blogartikel hochgeladen. Der Regen lädt Runa zum Duschen im Freien ein. Marco kocht Penne Bolognese. Die Carabinieri (italienische Polizei) drehen ihre Runde, klopfen aber nicht an. Wir fahren für die Nacht trotzdem mal lieber 100 Meter weiter auf den Supermarktparkplatz. Alte Angewohnheit von uns, weil man in Deutschland laut Gesetzt nur eine Nacht „zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ im Fahrzeug übernachten darf. In Italien ist Wildcampen offiziell nicht erlaubt. Wir merken in den nächsten Tagen aber schnell, dass es die Carabinieri überhaupt nicht interessiert, ob wir auf irgendwelchen Parkplätzen campen, schlafen, kochen oder herumstehen.
Platzregen
Duschvergnügen
Platschnass
Oh, schon so spät?
Herstellung der Fahruntüchtigkeit
Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit
Mittwoch 5.8.: Weiterfahrt in Richtung Triest mit Zwischenstop in Caposile. Hier tanken wir an einer Wasserfontäne unsere Kanister auf und powern uns bei einer Fahrradtour aus. Die Nacht verbringen wir in dem süßen Örtchen Palazzolo dello Stella auf einem kostenlosen Womo Stellplatz. Marco zaubert uns einen Hörnli Nudelauflauf. Unser aktueller Deal: Marco kocht, Runa wäscht (freiwillig!) ab. Wir machen es uns mit Netflix gemütlich (Offline-Speicher sei Dank) und ziehen uns das „Dark“ Finale rein.
Caposile
Palazzolo dello Stella
Prima Stellplatz
Donnerstag 6.8.: Unser morgendliches Sportprogramm besteht aus Dehnübungen und einer kurzen Yoga Session. Der Wasserhahn am Stellplatz wird zur Dusche. Einfach in die Hocke gehen, dann passt man sogar fast drunter. Nächste Überlegung: Wir müssen dringend Wäsche waschen. In Monfalcone würde es einen Waschsalon geben, wollen wir uns dort niederlassen? Der Wunsch nach einem Platz, auf dem wir länger verweilen können (z.B. um Wäsche zu trocknen, auf Pakete zu warten, mit der Hitze klarzukommen, …) wird groß. Problematisch sind nur die vielen „Camping verboten“ Schilder. Die Stellplatzsuche in Monfalcone gestaltet sich schwieriger als gedacht. Die Nerven liegen blank. Die Stimmung kippt. Runa weint. Doch dann die glückliche Wendung: Wir fahren eine Straße weiter und landen auf „unserem Katzenparkplatz“ direkt am „Solero Beach“. Der Abend wird noch richtig cool. Wir lernen zuerst Dr. Wolff* (*Name von der Redaktion geändert) und kurz darauf Ida und Adi (aka Schnucki und Schmusi) mit ihrer Emma (ein Mitsubishi L300) kennen. Am Strand gesellen wir uns zu dem sympathischen Pärchen, lachen viel und stoßen mit Aperol Spritz an. Bald wird an der Bar Nachschub in Form von Bier geholt. Mit steigendem Alkoholpegel ist Marco auf einmal super motiviert die Bordbatterie von Emma zu reparieren. Nach einigen Versuchen muss die Aktion allerdings abgebrochen werden, weil Dr. Wolff in Schlafanzughose rüberkommt und sich wegen Ruhestörung beschwert (es war 21 Uhr). Na gut, gehen wir halt alle schlafen. 😀
Solero Beach am Tag
Aperol Spritz
Solero Beach am Abend
Unruhestifter
Emma
Schnucki und Schmusi
Katzenparkplatz
Schlafenszeit
Freitag 7.8.: Am Vormittag wird Emma’s Bordbatterie von Marco erfolgreich fertig repariert. Runa genießt die Stranddusche am Solero Beach. Es gibt Lasagne zum Mittag (eines von Marcos Spezialgerichten im Omnia Backofen). Am frühen Nachmittag gehen wir im Meer baden und besichtigen die Campingplatzruine nebenan (durch ein Loch im Zaun gelangt man auf das verlassene Gelände). Später verabschieden wir uns von Adi und Ida, die nach Triest weiterfahren. Der Tag fing so gut an, doch die Hitze drückt und reißt Runa in ein tiefes Loch (noch größer als das im Zaun). Mückenterror und Hitzeerschöpfung – die harte Realität im #Vanlife. Marco tröstet und schneidet Runa die Haare. Danach ist die Stimmung deutlich besser. Als es dunkel wird beobachten wir die Katzenlady beim Katzenfüttern. Die Welt ist wieder in Ordnung.
Der Wolff und die Katzen
Blick auf Campingplatzruine
Samstag 8.8.: Die ersten beiden Pakete kommen an!!! Wir fahren nach Triest und holen unser neues Roamy (seitdem auch liebevoll „Römchen“ genannt) sowie die beiden Ventilatoren beim Amazon Counter ab. Vier Werktage Lieferzeit, nicht schlecht für den Anfang. Auch sonst ist Triest eine coole Stadt. Hier wollen wir die längst überfällige Wäsche-Aktion machen und finden einen Waschsalon mit Self-Service. Im Anschluss suchen wir uns bei „Park4Night“ den Womo Stellplatz mit der schlechtesten Bewertung raus und sind begeistert. Für unsere Bedürfnisse reicht’s. Ein mehr oder weniger offizieller Platz, damit wir mehr oder weniger offiziell unsere Wäsche aufhängen können. Kostenpunkt: 4€ für 24 Stunden. Lage: direkt unter einer Autobahnbrücke. Mit Blick auf’s Meer – was will man mehr? Es gibt Reste-Essen: Tomatensüppchen und Bratkartoffeln mit Rosmarin. Ein Hafenspaziergang bei sommerlicher Dämmerung (die Farben sind dann immer so krass schön) rundet den Abend ab.
Waschen
Trocknen
Schnabulieren
Voll gut …
… der Stellplatz …
… mit Blick aufs Meer
Hafengebäude
Hafengelände
Neue Frisur
Sonntag 9.8.: Heute ist Sightseeing angesagt. Wir besuchen den Stadtkern von Triest. Runa hat ein paar Sehenswürdigkeiten herausgesucht (was man bei einem Städtetrip halt so anguckt), aber schnell wird klar, dass Marco keinen Bock hat das „Brandenburger Tor“ zu besichtigen. Wir laufen trotzdem ein bisschen durch „Mitte“, machen einen größeren Abstecher durch „Kreuzberg“ und fahren für die Übernachtung schließlich nach „Neukölln“ – alte Gewohnheit und natürlich Subkultur erleben. Wir steuern ein Kulturzentrum (Casa delle Culture) an und landen schließlich in der „Karl-Marx-Straße“. Pefekt, hier fühlen wir uns zu Hause. Marco kocht wieder Lasagne. Am Straßenrand treffen wir neben einer Bushaltestelle auf das blühende, echte Leben. Ein lustiger Typ kommt ein paar Mal an unserer offenen Bustür vorbei, trägt Gedichte in einer undefinierbaren Sprache vor, singt Lieder über Mexico, schenkt uns schließlich zwei Bonbons und ruft fröhlich „I love you, my lady!“. Zu fortgeschrittener Stunde tanzt ein anderer Typ neben der Telefonzelle mit sich selbst. Mitten in der Nacht hält eine Frau einer anderen Person gefühlt stundenlang einen temperamentvollen Vortrag – es bleibt unklar, ob sie telefoniert hat oder ihr Gesprächspartner einfach sehr schweigsam war.
Der August steht bei uns unter dem Motto „Warten auf Pakete“. Zwischendurch haben wir diesen Zustand bereits „Ausharren“ genannt. Warum? Weil wir beide eigentlich nicht so die Strandurlaub-Typen sind und uns das süße Nichtstun eher schwer fällt. Wir brauchen Beschäfigung, wollen vorankommen. Und jetzt hängen wir bei hochsommerlichen Temperaturen in Italien ab und „müssen warten“. Ja ja, ich weiß. Wir müssen gar nichts! Noch dazu können wir froh sein, in Italien abhängen zu dürfen. Ohne Termine (manchmal leicht einen sitzen). Außerdem: Wer was haben will, muss sich auch gedulden können.
Man sucht sich seine Aufgaben im Leben ja immer selbst. Rückblickend haben wir viel über das Thema „Paketbestellung auf Reisen“ gelernt und würden beim nächsten Mal sicherlich einiges anders machen. Zum Beispiel die Sendungen nicht dorthin zu bestellen, wo wir gerade sind, sondern wo wir zu einem späteren Zeitpunkt gern sein möchten. Wir haben aber auch gelernt, dass es reine Kopfsache ist, ob wir uns dem Gefühl hingeben „warten zu müssen“ (nicht so cool) oder die gewonnene Zeit nutzen, um die Gegend um Triest und Monfalcone herum ganz entspannt auszuchecken (was uns viele schöne Momente beschert hat). Eines ist sicher: Die Enscheidung uns Pakete nach Italien liefern zu lassen hat unsere Reise definitiv entschleunigt. Und Entschleunigung tut gut, auch wenn man das in dem Moment des Entschleunigens nicht immer gleich wahrhaben will.
Aber fangen wir mal von vorne an: Warum zum Teufel haben wir uns überhaupt zu einem so frühen Zeitpunkt auf der Reise bereits Pakete bestellt? Welcher Teufel hat uns da geritten? Und warum verdammt nochmal frisst der Teufel eigentlich Fliegen? Ach ja, wir hatten unser Roamy verloren. Der erste große Tiefpunkt unserer Reise. Stellt euch mal Marco ohne Internet vor… 😉 Weil es das SkyRoam Gerät nicht einfach in einem Ladengeschäft zu kaufen gibt, mussten wir also in den sauren Apfel beißen und unser erstes Paket ins Ausland bestellen. Sofort kam der Geistesblitz: Auf ein einzelnes Paket warten lohnt sich nicht! Lass uns mal überlegen, was wir sonst noch dringend brauchen. Beim Busausbau in Berlin konnten wir nämlich aus Zeitmangel nicht mehr alles besorgen oder fertigstellen, was uns ursprünglich mal in den Köpfen herumschwebte. Umso schöner in Italien nun die Zeit für ein ausgiebiges Shopping-Brainstorming zu haben.
Marktplatz in Jesolo – wo alles begannMarco beim Paketbestellen
Wir sind schließlich auf folgende Themen / Probleme / Grundbedürfnisse gekommen:
1) Internet Ein neues Roamy muss her! Natürlich kann man ohne Internet reisen. Natürlich kann man sich in jedem Land, in dem man länger verweilen möchte, eine günstige SIM Karte kaufen. Natürlich haben wir kurz darüber nachgedacht, ob wir den Luxus einer durchgängigen Internetversorgung überhaupt brauchen. Ist ja schließlich auch eine Kostenfrage. Aber wenn wir ehrlich sind, haben wir keine drei Sekunden darüber nachdenken müssen. Als digitale Nomaden stecken wir wohl schon zu tief im Sumpf der digitalen Abhängigkeit fest (und fühlen uns gut dabei)!
2) Hitze In einem Fahrzeug ohne Klimaanlage hilft entweder: Fenster öffnen, losfahren und Fahrtwind reinlassen. Oder: Sich gegenseitig mit einem Fächer Luft zufächern. Alternativ übernimmt diese Aufgabe zum Glück auch ein kleiner, verstellbarer Ventilator für dich. Wir haben gleich zwei Ventilatoren bestellt, damit kein Streit aufkommt.
3) Trinkwasser Italien ist bereits das erste Land auf unserer Route, in dem es nicht selbstverständlich ist, dass trinkbares Wasser aus der Leitung kommt. Unser fest verbautes Filtersystem, um das wir uns noch in der Schweiz gekümmert haben, soll nun durch einen mobilen Wasserfilter erweitert werden. Das gibt uns doppelte Sicherheit: Wir können Bakterien UND Viren herausfiltern. Außerdem können wir den transportablen Filter mitnehmen und somit nicht nur „zu Hause“ (im Bus), sondern auch unterwegs (auf Wanderungen oder Radtouren) Wasser aus allen möglichen Quellen (Leitung, Fluss, See) filtern.
4) Mücken Die kleinen Biester rauben einem nicht nur den letzten Nerv, sondern auch den Schlaf. Wer kennt ihn nicht, diesen Moment wenn deine wohlige Traumwelt kurz vorm Einschlafen durch ein penetrantes Mückensirren über dem Kopf (manchmal direkt am Ohr) wie ein Luftballon zerplatzt und du sofort wieder hellwach bist. Ein feinmaschiges, imprägniertes Mückennetz soll dies verhindern. Ist zwar deutlich teurer als die Billigversionen, die es in italienischen Campingläden zu kaufen gibt, aber wir werden irgendwann auch durch Malariagebiete fahren und werden dann bestimmt froh sein, einen ordentlichen Mückenschutz dabei zu haben.
5) Strom Unser Solarpanel sorgt bei Sonnenschein für unsere tägliche Stromversorgung. Das klappt bei milden und warmen Temperaturen auch super gut. Wenn es allerdings richtig heiß wird, haben wir zwei Probleme: 1) Wir müssen in der Sonne stehen, damit Strom reinkommt. Dadurch heizt sich die Karosserie auf und wir sitzen im Backofen. 2) Sobald die Sonne auf die Karosserie knallt, heizt sich unser Kühlschrank so stark auf, dass er viel mehr Strom benötigt. Abhilfe verschaffen soll ein Laderegler von Victron, mit dem wir während der Fahrt unsere Bordbatterien zusätzlich aufladen können, um nicht komplett von der Sonne abhängig zu sein. Winter is coming.
Macht insgesamt fünf Pakete. Drei davon haben wir über Amazon bestellt und zwei davon konnten wir direkt an eine Amazon Paketstation liefern lassen (in diesem Fall ein kleiner Kiosk in einem Einkaufscenter in Triest). Perfekt.
Das Warten beginnt…… wir warten …… und warten.
Aber wo bestellen wir die anderen hin? Für einen Campingplatz oder eine andere Unterkunft wollten wir kein Geld ausgeben, da wir noch nicht wussten, wann die Pakete überhaupt ankommen würden. In der Schweiz hatten wir uns schon mal was an eine Postfiliale (mit dem Zusatz „postlagernd“) liefern lassen, das müsste theoretisch auch weltweit funktionieren (mit der internationalen Bezeichnung „poste restante“). Um auf Nummer sicher zu gehen, wollten wir bei der Post in Monfalcone vorab nachfragen, ob das dort wirklich möglich ist. Vor dem Gebäude war allerdings eine riesige Schlange. Also sind wir weiter rumgefahren und haben bei einem Hotel nachgefragt. Der nette Herr an der Rezeption hat uns zwar zunächst abblitzen lassen („Will you take a room here?“ „No.“ „Then it’s not possible.“), aber nach einem traurigen Hundeblick unsererseits hat er kurz recherchiert und uns den entscheidenden Link gegeben: www.fermopoint.it – eine Website auf der man Geschäfte in Italien findet, die Pakete für dich annehmen oder du Pakete abholen lassen kannst (was in Berlin fast jeder Späti macht).
Das läuft dann ungefähr so: Du kaufst dir online ein sogenanntes Fermoticket. Du klickst den Laden an, der dein Paket annehmen soll. Du bestellst dein Paket dorthin. Du wartest. Sobald dein Paket angekommen ist, bekommst du eine Benachrichtung von dem Laden. Dann holst du dein Paket dort ab und füllst vor Ort einen Zettel mit dem Ticketcode aus. Der Ladenmensch wiederum markiert dein Paket in seinem System als „abgeholt“.
Klingt einfach. Ist es sicherlich auch, wenn man Italienisch kann. Leider waren die Website und alle Email Benachrichtigungen ausschließlich in der italienischen Landessprache und die Übersetzung der Texte ziemlich irreführend. Nächstes Problem: In Italien spricht kaum jemand Englisch. Zumindest von den Leuten, mit denen wir in Kontakt standen. Unser Freund vom Fermoshop (wir waren in den folgenden Wochen häufiger dort) hat uns nach den ersten kläglichen Kommunikationsversuchen Tastatur und Monitor mit Google Translate im geöffneten Browser rübergeschoben. Das hat einigermaßen gut funktioniert, wir konnten bei der Verständigung ein wenig mit Händen und Füßen nachhelfen.
Was hingegen überhaupt nicht funktioniert hat, waren die Telefonate mit dem italienischen Kundensupport von Amazon: Das dritte Amazon Paket (über Amazon.it) bereitete uns unergründliche Schwierigkeiten und beim Versuch den Lieferstatus herauszufinden wollte Marco den Support so lange anrufen, bis er jemanden am Telefon erwischt, der Englisch spricht. Ein Ding der Unmöglichkeit. Nach etwa zehn Anrufen, die Marco mit „Do you speak English?“ begann und der Gesprächspartner verneinte, wurde Marcos Telefonnummer vom System geblockt und die Bestellung wurde seitens Amazon storniert (wir vermuten allerdings, dass die Stornierung an der fragwürdigen Kombination aus Marcos Amazon Account, meinen Kreditkartendetails und der italienischen Fermoshop Adresse lag).
Da hilft nur noch: Abwarten und Wein trinken.
Frustriert bestellten wir das Paket erneut, aber diesmal über einen italienischen No-Name-Webshop. Was dabei herauskam, hat unsere Erwartungen komplett übertroffen. An einem Tag bestellt, am nächsten Tag lag unsere Bestellung bereits im Fermoshop zur Abholung bereit. Das war mal eine positive Überraschung! Das dritte Paket wurde somit (in der zweiten Woche des Wartens) erfolgreich zugestellt, jetzt fehlten nur noch zwei. Paket Nummer 4 konnten wir mit der Trackingnummer gut nachverfolgen, uns war also klar, dass es erst zwischen dem 17.-21. August ankommen würde. Aber Paket Nummer 5 bereitete uns Kopfzerbrechen. Es gab keine Email Bestätigung, uns lag keine Verfolgungsnummer vor und der Typ vom deutschen Online-Shop (nur ein Zwischenhändler) wimmelte Marco am Telefon mit der Äußerung ab, dass es „schwierig sei“ eine „genauere Auskunft“ zu geben. Erst als Marco ihm in der dritten Woche erklärte, dass wir nicht länger warten können und dass wir die Bestellung umgehend stornieren müssen, falls er uns weiterhin keine Trackingnummer geben kann, ging es plötzlich alles ganz flott und er konnte uns innerhalb einer Stunde bestätigen, dass das Paket bereits auf dem Weg zu uns ist. Drei Tage später hielten wir es dann tatsächlich in den Händen.
Long story short: Die gesamte Paket-Aktion hat sage und schreibe drei Wochen gedauert. Was wir in dieser Zeit neben dem „Warten auf Pakete“ alles erlebt haben, erzähle ich euch im nächsten Blogartikel.
Während ich diesen Artikel schreibe, sitze ich zusammen mit Marco bei McDonalds und wir frieren. Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich sowas im Hochsommer mal schreiben werde. Weder das mit dem Frieren noch das mit McDonalds. Aber wie heißt es so schön: In der Not frisst der Teufel eben fliegen. Was hat uns also hierher getrieben? Die treibende Kraft war in dem Fall wohl ich, denn schon seit etwa einer Woche verspüre ich den dringenden Wunsch, mal einen ganzen Nachmittag mit meinem Laptop an einem klimatisierten Ort zu verbringen. Blogartikel schreiben sich nämlich in einem auf 45 Grad erhitzten Bus nicht sonderlich gut. Nun ist das Bild von zwei hübschen Personen mit ihren hippen MacBooks in einem kleinen Café vor einer malerischen Kulisse in Italien leider nicht immer auf Knopfdruck umsetzbar. Auf unserer heutigen Suche nach einer netten Location in Monfalcone mit Strom- und Internetzugang sind wir zunächst in einem ohrenbetäubenden Einkaufscenter gelandet. Cafés gab es dort zwar in Massen, aber auch Menschenmassen, jedoch kein brauchbares Wifi. Zurück im Bus, von der nächsten Hitzewelle erschöpft, haben wir uns nach einigem Hadern dann doch für den kurzen Weg entschieden, sprich: 200 Meter quer über den Parkplatz zu McDonalds. Das Essen dort ist immer noch besch***, aber das Wlan funktioniert immerhin einwandfrei und an jedem Tisch gibt es eine Steckdose. So komme ich heute also doch noch zum Schreiben.
Wir schreiben den 1. August 2020. Nach unserem Besuch in Venedig sind wir noch für eine zweite Übernachtung auf dem besagten Campingplatz geblieben. Vorteil: Wir standen dort im Schatten unter Bäumen. Die Temperatur im Bus war sehr angenehm. Nachteil: Wir standen dort im Schatten unter Bäumen. Unser Solarpanel hat zwei Tage in Folge keinen Strom einspeisen können. Einer unserer Campingnachbarn hat uns netterweise sein Stromkabel ausgeliehen, sodass wir den ganzen Nachmittag sorgenfrei mit unseren Laptops im Bus abhängen und rumnerden konnten.
Also ungefähr so wie heute bei McDonalds, nur sehr viel schöner.
Ein bisschen Zuhause-Feeling (und Pause vom Sightseeing) muss ja schließlich auch während der Reise sein. Und interessanterweise habe ich mich an diesem besagten Nachmittag seit unserer Abfahrt aus der Schweiz das erste Mal auf der Reise richtig „angekommen“ gefühlt.
Camping-Idylle
Lüften = Durchatmen
Antipasti
Zuhause
Fastfood-Idylle
Dieses wunderschöne „heimelige“ Gefühl werde ich in den nächsten Wochen noch ein paar Mal erleben dürfen. Allerdings auch immer im Wechsel mit Gefühlen des Unwohlseins, der Erschöpfung, der Unklarheit. Mir wird bewusst, dass wir noch am Anfang unserer Reise stehen. Wir müssen noch sehr viel lernen. Über uns. Müssen uns noch im Reisen einrichten. Neu kennenlernen.
Ich kriege gerade Gänsehaut, während ich das schreibe. Sch*** Klimaanlage! Und im Hintergrund läuft so ein schnulziger Song im McDonalds Radio. Marco holt uns einen Kaffee. Okay, raus jetzt aus der melancholischen Stimmung.
Jedenfalls haben wir uns kurz nach dem Campingplatz-Besuch sehr ausgiebig damit auseinandersetzen müssen, was uns auf der Reise noch fehlt. Uns ist in Jesolo (der nächstgrößeren Stadt nach Venedig) nämlich aufgefallen, dass uns unser Roamy fehlt. Das ist ein mobiles Gerät von SkyRoam, mit dem wir theoretisch überall auf der Welt Wlan empfangen können – wenn wir nicht gerade bei McDonalds sitzen, denn das Datenvolumen von Roamy (so nennen wir das runde, orangefarbene Gerät liebevoll) ist wie beim Handyvertrag leider monatlich begrenzt. Marco hat Roamy gerne mal auf unser Dach gelegt, damit der Empfang besser ist. In Deutschland ist uns das Teil sogar schonmal beim Anfahren vom Dach gefallen, auf die Straße gepurzelt und dabei fast kaputt gegangen. Es war also nur eine Frage der Zeit, wann so etwas wieder passieren würde. Tja, aus manchen Fehlern lernt man, aus anderen nicht. Roamy war also weg (RIP!) und wir nutzten das angekündigte Regenwetter, um uns auf dem Marktplatz in Jesolo (Free Wifi Hotspot!) häuslich niederzulassen und zu recherchieren, welche Möglichkeiten es denn gibt sich als reisende Person ein Paket in ein fremdes Land schicken zu lassen.
Wir stehen in Jesolo
Freunde lesen Blogartikel
Ich lese wie Freunde Blogartikel lesen
Marco liest wie ich lese …
… wie Freunde Blogartikel lesen …
… aaah!!!
Die Rekursion …
… hat geforkt (Zitat Marco).
Werbebild von Roamy
Wird Roamy wieder auftauchen? Wie viele Pakete werden bestellt? Wie viele kommen an?
Das und mehr erfahrt ihr in der nächsten Folge von Marunas Abenteuern – proudly presented by McDoof Klimaanlagen & Kotz KG.
Heute schreibe ich wieder den Blog Eintrag, da Runa gerade mit Schwitzen beschäftigt ist.
Es ist soweit, unsere erste grosse Touristenattraktion steht vor der Tür, bzw. eigentlich haben wir sie schon hinter uns, aber wir wollen für euch mal den Anschein beibehalten, das wir noch nicht wissen was gleich passieren wird.
Die historische Altstadt von Venedig in der Lagune von Venetien empfängt täglich nahezu 90’000 Touristen. Bei rund 50’000 Einwohnern ist das ganz schön krass. Venedig ist sicherlich eine der Städte auf der Welt, die durch den Tourismus am meisten leiden – und profitieren. Ohne den Einbruch im Tourismus durch COVID-19 hätten wir uns das sicher nicht angetan.
Angefangen hat unsere Reise auf einem Parkplatz 5 km von Venedig entfernt, wo wir grade dabei waren den Waldrian mit einer Abdeckplane zu bespannen damit wir im Inneren etwas schonender gegart würden. Auf einmal hält ein Auto an und ein Mann vom Typ Mafiosi mit halb offenem Hemd und Knarre steigt aus (der hatte so eine Halskette mit einem Anhänger in Form einer Pistole).
„Wooow, … blablabla (irgendwas auf Italienisch)“ „Non parlo Italiano!“ „Ah ok, you have a nice car, wow, is it military car?“ „… random text …“
Jedenfalls findet er unsere Karre voll geil, sagt uns dann aber, dass wir da nicht schlafen können, weil das ist verboten und die Polizei kommt regelmässig und kontrolliert, das kostet dann (er schreibt die Zahl auf einen Zettel, da er sie in Englisch nicht aussprechen kann) … 1280 Euro. Krass, dachte ich mir – deckt sich aber nicht mit den Informationen, die ich habe, aber egal. Er redet weiter, ich rede auch weiter, wir verstehen uns zu 90% nicht. Irgendwann fragt er, ob ich ein Bier will, ich sage ja wir laufen zu seinem Auto wo auch schon ein warmes Dosenbier auf mich wartet. Geil! Wir trinken also beide ein Bier, Runa verbleibt im Bus macht sich aber komischerweise kein kaltes Bier aus dem Kühlschrank auf – selber schuld! Während wir also weiterhin versuchen miteinander zu kommunizieren fällt mir auf seiner Frontscheibe ein grosser Aufkleber auf wo steht: „POLIZIA“. Ah, oh. „You are from the police?“ Jedenfalls sollen wir uns keine Sorgen machen, er gibt seinen Kollegen Bescheid, dass sie heute mal nicht vorbeifahren sollen.
Dann trinkt er sein Bier aus und fährt davon – weird.
Runa meint noch er hat wohl gesagt, dass er nicht mehr im Dienst sei, wir waren uns aber nicht sicher ob er „nicht im Dienst ist“ oder ob er suspendiert wurde. Jedenfalls war uns das nicht so ganz geheuer und wir entschieden uns dann doch auf einen Campingplatz zu fahren (das erste Mal!).
Venedig für unter 60 Euro pro Person!
Campingplätze um Venedig kosten alle so ab 40 Euro pro Nacht, schnell aber auch mehr. Das war uns natürlich viel zu teuer und glücklicherweise haben wir einen sehr einfachen Campingplatz für 15 Euro die Nacht – an einer Strasse wo ich mein Auto nicht parken würde – gefunden. Die Strasse ist eigentlich ganz cool, sie liegt an einem Kanal am Festland wo die ganze Länge runter Leute an schrottigen Booten schrauben. Ich glaube hier sind Boote das was in Berlin alte Busse sind. Der Campingplatz ist sehr einfach gestaltet, aber besser als jeder Parkplatz – und Parkplätze in der unmittelbaren Umgebung sind teurer!
Wir zahlen also für zwei Übernachtungen 30 euro + 6 Euro für ein echtes Klo mit Dusche!
Am nächsten Tag packen wir unseren Rucksack mit Wasser und Wein (für abends) und fahren nach Venedig rein, wir nehmen dazu die Strassenbahn, also eigentlich ist es eine Mischung zwischen Strassenbahn und Bus. Sie fährt auf Rädern und hat in der Mitte eine einzelne Schiene, aussehen tut sie wie eine Tram und so heisst sie auch. Wir lösen zwei Tageskarten, womit wir sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel, auch die Vaporettos (das sind die Wasserbusse, also Schiffe) in Venedig fahren dürfen. Kostenpunkt: 2x 20 Euro.
Es ist dermassen heiss, dass wir bereits bei der Ankunft in Venedig nach 20 Minuten unsere sämtlichen Wasserreserven aufgebraucht haben, so haben wir nach kurzer Überlegung entschieden, dass wir den noch nahezu kühlschrankkalten Wein am erstbesten Kanal aufmachen werden. Lange liess der Kanal auch nicht auf sich warten, ein herrlicher Genuss dieser Chianti. Es fällt auf jeden Fall auf, dass die Stadt sehr leer ist. Einige Geschäfte sind zu, die offenen sind nahezu leer. Wir können uns ohne Probleme an einem Kanal ans Wasser setzen, ein Glas Wein trinken und Fische beobachten. Die Stimmung ist sehr ruhig. An einem Balkon weht eine Flagge gegen Kreuzfahrtschiffe in der Stadt. Venedig ist zur Zeit echt ein sehr entspannter und ruhiger Ort! Wein vom Supermarkt: 5 Euro
Kalter wein
Ist ein Genuss
Wenig Los auf der Hauptstrasse
Eine Bushaltestelle für Wasserbusse
Auf so einer Treppe tranken wir den Wein
Ein Seitenkanal
Ein Kanal im festen Aggregatszustand – Nahezu menschenleer wie alles hier
Was für ein schöner Anblick
Glasfaser sogar in Venedig
Ein Hotel
Werden zur Zeit nicht benötigt: Boote
Ein zur Zeit seltener Anblick ausserhalb des Anlegeplatzes: eine Gondel – jedoch ohne Passagiere
Was auffällt ist, dass in Venedig echt alles auf dem Wasserweg passiert. Sogar ein DHL Boot haben wir gesehen. Auch kulinarisch hat die Stadt einiges zu bieten, wir konnten es nach dem ersten Wein nicht lassen einen venezianischen Döner zu essen. Der Döneriolo hat das Fladenbrot selbst gebacken! Ich würde sagen das war ein Pizzateig, aber halt so köftebrotmässig als Fladen und wurde dann aufgeschnitten. Das war mit Abstand einer der geilsten Döner überhaupt! 2x Döner: 10 Eur0
Wassertaxi
Wasser-DHL
Wasser-Finanzaufsicht
Wasser-Döner
Der Weg führt über viele Brücken und man verläuft sich schnell. Hier und Da findet sich sogar Streetart. Eines z.B. ein Stencil gegen Kreuzfahrtschiffe.
Für weniger Monster in der Stadt
Wir waren von der Stadt so geflasht, dass wir die typischen Brennpunkte des Tourismus gar nicht mehr unbedingt aufsuchen wollten und doch standen wir dann auf einmal auf einem leeren Markusplatz wo Schilder von einer sonst ganz anderen Dimension des Andrangs zeugen. So darf man sich z.B. nur auf dafür vorgesehene Stellen setzen und das Essen und Trinken auf dem Platz ist offenbar nur in Restaurants erlaubt.
Nix Los
Immerhin interessieren sich ein paar Leute für den Palast. Runa gehört auch dazu
Ein Markusplatz-Panorama
Nach einigen weiteren „Weinpausen“ fahren wir dann mit dem Wasserbus nach Lido. Also eigentlich fahren wir erst 3 mal falsch, aber danach fuhren wir dahin. Am Strand in Lido angekommen trinken wir das letzte Glas unseres mittlerweile auf Körpertemperatur angekommenen Rotweins und kühlen uns in Unterhosen im genauso warmen Mittelmeer ab. Den Abschluss macht ein Abendessen auf Lido mit Bierpreisen gesalzener als unsere nassen Schlübber. 2x Bier 14 Euro 2x Pizza 15 Euro
Kein Boot sondern eine Haltestelle!
Auch hier ist Mundschutz pflicht
Der Weg zum kostenlosen Strand
Der Kostenlose Strand hat Palmen, der Bezahlstrand rechts hat nur Büsche
Danach geht es mit dem Vaporetti zurück zur Tramstation. Die Fahrt im Dunkeln führt durch eine Geisterstadt. In kaum einem Gebäude brennt Licht und wenn dann nur vereinzelt. Genauso verschlafen und unschuldig habe ich mir Venedig vorgestellt.
Kein Licht
Auch hier ist es dunkel
Oben links brennt Licht
Hier brennt auch keins
Hier kann ich nichts sehen, meine Vorschau ist zu klein
Das selbe wie vorher aber ohne das Boot
Wir waren also in Venedig inkl. 2 mal Übernachten und haben dafür schlappe 60 Euro pro Person hingeblättert!
Italien begrüßte uns mit Regen und Nebel (ein Wetter, das ich schon sehr bald vermissen werde). Der Grenzübergang war leer, wirklich keine Menschenseele. Durchgängig alle Personen, die uns auf den ersten Kilometern in Grenznähe begegneten, trugen ihren Mund-und-Nasenschutz an der frischen Luft (!) auf der Straße (!) trotz ausreichendem Abstand zu anderen Leuten (!) … puh, müssen wir das ab sofort auch ständig tun? Schnell stellte sich jedoch heraus, dass die Regelungen zur Maskenpflich in Italien ganz ähnlich sind wie in Deutschland. Also alles easy und entspannt, an den wichtigen Stellen – sprich in geschlossenen Räumen oder wenn man den Mindestabstand nicht einhalten kann – jedoch konsequent umgestetzt (was einem dann ja auch wieder ein gutes Gefühl gibt).
Grenzgänger
Iseosee
Der Regen ließ schnell nach und wir erreichten den Iseosee in der Lombardei bei abendlichem Sonnenschein. Dank der Park4Night App fanden wir einen praktischen Stellplatz in der Ortschaft Marone in der Nähe von einer öffentlichen Strandwiese. Der Strand hatte alles was das Herz begehrt: Einen Zugang zum See, eine kleine Bar mit Toiletten und eine kalte, aber äußerst erfrischende Draußendusche. Den Samstagvormittag verbrachten Marco und ich mit einer ausgiebigen Fahrradtour entlang des Sees. Als wir zurückkamen, wartete bereits eine weiße Schrottkarre (ähm, ein topmoderne Sprinter, meine ich) auf uns. An der Seitenwand die vertraute rote Aufschrift „1-2-3 Feuerwerk“. Zwei grinsende Gesichter strahlten uns aus der Fahrerkabine an. Was für ein schönes Gefühl es ist, gute Freunde zu treffen. Noch dazu in Italien. Tobi und Jule sind für einen Teil ihres Urlaubs in dem benachbarten Örtchen Zone untergekommen und wir haben es sehr genossen mit den beiden die nächsten zwei Tage zu verbringen. Es kam richtig Urlaubsfeeling auf. Typische Strandtage mit Sonnenbad und Abkühlung im See, Biertrinken und Kartenspielen (Marco hat versucht uns das schweizerische Jassen beizubringen), abends mit den Fahrrädern durch Marone düsen und in einem Restaurant mit Seeblick schlemmen (nochmals vielen Dank für die Einladung, lieber Tobias).
Radtour mit Marco
Strandchillen
Schattengenießen
Ach wie schön …
… mit den Rädern …
… durch Marone.
Restaurant BarBar
Rührei à la Marco
Café Waldrian
Taschenlampenspiele
Aufgrund schwindender Fahrtüchtigkeit wurde beschlossen mit beiden Bussen auf dem Strandparkplatz zu pennen (Vorteil: nachts Baden inklusive). Und da in Italien viele Geschäfte auch am Sonntag geöffnet haben, konnten wir in spitzenmäßiger Teamarbeit ein hammer Frühstück auf die Beine stellen, das wir zusammen in „Café Waldrian“ verspeisten. Ein zweiter Tag mit Chillen am Strand folgte. Später am Nachmittag hatten wir Bock auf Aktivität und fuhren mit den beiden Bussen die Serpentinen hoch nach Zone, um dort die kegelförmigen Erdpyramiden zu besichtigen (wer zu deren Entstehung mehr wissen will, siehe Wikipedia). Abgerundet wurde der Tag mit einem richtig leckeren Abendessen im Dorfkern von Zone. Typisch italienische Küche. Ich möchte behaupten, das war die beste Lasagne meines Lebens. Zudem trug der Abend bei Marco und mir zur Einführung einer neuen Gewohnheit bei: „Antipasti essen“. Seitdem bereiten wir uns wirklich jeden Nachmittag im Bus einen gemischten Antipasti Teller zu, den wir als Zwischensnack oder anstelle einer Hauptmahlzeit verspeisen. Das geht schnell, spart Abwaschwasser und ist noch dazu leicht und gut bekömmlich.
Von Marone …
… nach …
… Zone.
Süß!
Süß!!
Süß!!!
Besichtigung der Erdpyramiden …
hier ganz klein zu sehen.
Da unten kamen wir her
Die Gang
Restaurantdeko
#VanLife #NoFilter
Ich mache ja nicht viele Selfies, aber in dem Moment konnte ich nicht anders. Süüüß!!!
Am Montag hieß es dann Abschied nehmen. Tobi und Jule besuchten uns noch einmal kurz an unserem neuen Stellplatz im Grünen, bevor sie für einen Tagesausflug weiter nach Verona fuhren. Auch wir wollten nach diesem wunderschönen Wochenende wieder auf die Straße. In unserem gewohnten Schneckentempo ging es los in Richtung Gardasee. Die Fahrt entpuppte sich jedoch als Höllenritt. Jaaa okay, vielleicht übertreibe ich ein wenig. Aber es war einfach extrem heiß. Extrem! Heiß! Und so führten wir an diesem Tag noch eine neue Gewohnheit ein: „Runa abkühlen“. Wir planen unsere Route ab sofort immer mit einem Zwischenstop an einem (idealerweise fließenden) Gewässer.
Blumenmädchen
Kauftipp
Im Grünen
Arrivederci – auf Wiedersehen!
Beispielgewässer
Nach der übertrieben heißen Fahrt an diesem übertrieben heißen Tag wurden wir abends am Gardasee immerhin mit einem Bilderbuch-Sonnenuntergang belohnt.
Der komplette See war von zarten Pastellfarben überschleiert und zauberte eine mystische Atmosphäre. Ein weiteres Highlight war die Schwan-Familie mit ihren heranwachsenden Jungschwänen im grauen und weißen, buschigen Gefieder.
Runa und …
… die Wildgänse (Fly Away Home)
Noch ein kurzer Abstecher in eine Cocktailbar und dann wollten wir einfach nur noch schlafen gehen. Hatten wir uns so gedacht. Die Nacht am Gardasee war allerdings der Horror. Okay, ganz so schlimm auch wieder nicht. Aber wir parkten direkt an einer Hauptverkehrsstraße (wegen Parkplatzmangel für Gefährten über 2,30 Meter) in einer Parknische ungefähr 10 Zentimeter von den vorbeibretternden Autos entfernt und wurden nachts um 2 (als zumindest der Autolärm auf ein erträgliches Maß gesunken ist) von zwei mutmaßlich betrunkenen Fahrraddieben geweckt. Der Diebstahl blieb glücklicherweise erfolglos für die beiden. Aber einer von ihnen hat doch tatsächlich versucht unsere Räder vom Fahrradheckträger zu lösen, indem er die Festzurrgurte öffnete.
Mitten in der Nacht. Ich schrecke von verdächtigen Geräuschen am Bus auf. Blick nach draußen. Ein Typ vor dem Bus, er wartet ungeduldig. Ein Typ hinter dem Bus, er fummelt an unseren Rädern rum. Alter! Merkst du nicht, dass die Fahrräder am Heckträger zusätzlich mit Abus-Schlössern fest angeschlossen sind? – denke ich mir. Ich klopfe wie wild an die Scheibe. Er guckt mich verwirrt an. Hat wohl nicht damit gerechnet, dass da Leute im Fahrzeug sind. Nichts passiert, nur Blickkontakt. Ich schüttel verständnislos den Kopf. Er fängt an mit seinen Händen ein Lenkrad zu imitieren und zeigt in Richtung Straße. Fragt der Typ mich gerade ernsthaft, ob wir ihn ein Stück mitnehmen? „No!“ – rufe ich. Er zuckt noch kurz mit den Achseln, dann hauen die beiden Typen ab und schlendern zu Fuß die Straße runter.
Was war das denn?! Nach dieser merkwürdigen Situation lag ich gefühlt stundenlang hellwach im Bett bis ich dann irgendwann in einen unruhigen Schlaf verfiel. Trostpflaster am nächsten Morgen war ein Badegang im Gardasee, der uns half wieder einigermaßen klarzukommen. Schnell weg aus der Touristengegend. Die Tagesroute führte uns nach Zevio (bei Verona). Marco hatte uns einen Wiesenparkplatz mit Bäumchen herausgesucht. Er lag direkt an einem Fluß, der unter einer Brücke hindurchlief. Schatten, kaltes Wasser, Nichtstun. So ließ es sich bei der Hitze aushalten. Das kann man übrigens auch bei den Einheimischen gut beobachten – das Herumlungern auf schattigen Parkplätzen ist der Hit in Italien. Abends war ich sogar fit genug für eine anderthalb stündige Yoga-Session auf Waldrians Dach (an dieser Stelle vielen Dank an meine Mama für den Tipp mit der Yoga Vidya App).
Next Stop: Paradise Beach. Hoffentlich ist der Name auch Programm, dachte ich mir noch. War dann auch so. Wir wurden nach einer Radfahrt durch wildes Naturschutzgebiet überrascht von einem Sandstrand mit traumhaftem Zugang zum warmen See. Wie Urlaub am Meer, nur mit Süßwasser und ohne Touristen.
Piazzola sul Brenta, so heißt die angrenzende Stadt. Die Brenta ist der Fluß, der sich um den paradiesischen See schlängelt. Übernachtet haben wir mit Waldrian auf einem Parkplatz in der Stadt, wo wir von einem Einwohner großen Respekt für unseren Bus ernteten. Generell bekommen wir von den Italienern oft positive Reaktionen auf unser Gefährt, so wird uns häufig freudig zugewunken oder ein Daumen-hoch gezeigt. Mega schön solche Gesten.
Unsere Räder …
… sind noch da.
Straßenrowdy
Weg ins Paradies
Piazzola sul Brenta bei Nacht
#GazzoPizza
Runa kühlt ab
Die Temperaturen sanken trotz Schattenplatz in der Nacht leider trotzdem nicht unter 26 Grad. Ach ja, und unsere neuen treuen Freunde (nachdem wir uns von Jule und Tobi ja leider wieder verabschieden mussten) sind übrigens die Mücken. Ah pardon, die Hitze und die Mücken. Wir wollen ja niemanden vergessen. So entwickelte sich bald noch eine neue Gewohnheit bei uns (aller guten Dinge sind bekanntlich drei): „Klimatisiert einkaufen“. Da wird der Besuch von klimatisierten Geschäften (wahlweise Supermärkte, Baumärkte oder Campingausstatter) zum ausgedehnten Hobby. Der Einkauf selbst zur Nebensache.
Morgen geht es nach Venedig. Am meisten freue mich auf das Wasser. Und auf die kleinen, verwinkelten, schattigen Gassen.
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