Italienische Wochen (Teil 2)

Wir befinden uns im Dunstkreis zwischen Triest und Monfalcone. Aktueller Lieferstatus: 2 Pakete sind angekommen, auf 3 Pakete warten wir noch. Aber viel interessanter ist doch der unverblümte Einblick in unser Reiseleben…

Montag 10.8.: Um ehrlich zu sein, es war eine unruhige Nacht am belebten Straßenrand mitten von Triest. Die Baustelle, die morgens um 7 Uhr direkt vor unserem Bus eröffnet wird, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Aber der Montagmorgen bringt auch gute Nachrichten mit sich: Der toxikologische Befund ist da (ihr erinnert euch vielleicht an die Polizeikontrolle in der Schweiz) und er ist … NEGATIV!!! Was grundsätzlich zu erwarten war, aber man weiß ja nie… 😉 Zur Feier des Tages machen wir einen kurzen Zwischenstop am Womo Stellplatz von vorletzter Nacht (der unter der Brücke) und nutzen den dortigen Wasserhahn zur Körperpflege. Runa hängt zwischen Seitentür und Zaun ein Tuch und bastelt sich somit eine Duschkabine. Nackt duschen, ein Traum. Nachmittags machen wir einen Ausflug nach Miramare und besichtigen dort das Castello und den dazugehörigen Schlossgarten. Dann wollen wir hoch nach Prosecco fahren. Einfach, weil der Ortsname so lustig ist. Der direkte Weg ist jedoch für Fahrzeuge über 2 Komma irgendwas Tonnen ungeeignet, daher nehmen wir einen Umweg, der über eine sehr enge Straße ein paar Hundertmeter in die Höhe führt. Wir durchqueren zwei drei kleine Ortschaften und die Straßen werden immer enger. Dauernd kommen uns Autos entgegen und entweder wir oder die anderen müssen in den schmalen Gassen zurücksetzen. Kurz vor Prosecco geben wir auf und fahren in das Nachbardorf, Santa Croce, zurück. Dort hatten wir einen Parkplatz mit Blick auf’s Meer entdeckt. Die wilde Fahrt hat sich also doch gelohnt. Als heutige Resteverwertung probieren wir Polenta mit Bolognese und können diese Kombi definitiv weiterempfehlen. Es folgt eine ruhige, erholsame Nacht.

Dienstag 11.8.: Wir nehmen heute eine alternative Route nach Prosecco (die wir am Abend zuvor zu Fuß abgecheckt hatten), freuen uns nochmal kurz über den Namen als wir die Ortschaft passieren, fahren dann aber sofort weiter nach Borgo Grotta Gigante, wo wir „eine Höhle gigantischen Ausmaßes“ (Zitat aus dem deutschsprachigen Touristenfaltblatt) besichtigen. Die anderthalbstündige, geführte Tour durch die riesige Grotte ist nicht nur sehr beeindruckend, sondern hat bei den heißen Temperaturen auch noch den Vorteil, dass wir uns mal wieder so richtig schön runterkühlen. Am frühen Abend erledigen wir noch einen Lebensmitteleinkauf in Opicina neben der Dorfkneipe. Motto: Sehen und gesehen werden. Wir fahren für die nächtliche Stellplatzsuche weiter, müssen aber erneut wegen zu enger Straßen abbrechen und fahren schließlich zurück nach Opicina. Aber nicht zum Dorftreffpunkt, sondern zu einem Parkplatz im Grünen etwas außerhalb. Lecker Risotto, ruhige Nacht (und kühl!).

Mittwoch 12.8.: Der Parkplatz entpuppt sich am nächsten Morgen erfreulicherweise als Schattenplatz und so nehmen wir uns Zeit für Organisatorisches. Marco verbringt (oder verzweifelt) den Vormittag am Telefon mit dem italienischen Amazon Kundensupport. Runa macht die Monatsabrechnung. Unsere Reisekosten liegen zurzeit bei durchschnittlich 30€/Tag bzw. 900€/Monat, was völlig okay ist. Gegen Nachmittag brauchen wir dringend Bewegung und holen sie uns in Form einer Fahrradtour (mal eben rüber nach Slowenien). Zurück am Bus füllen wir unsere Wasserkanister am Friedhof auf, fahren weiter nach Col, verfahren uns und rollen kurz auch mit dem Bus ein paar Meter über die slowenische Grenze, drehen um und haben wieder italienischen Boden unter den Rädern. Die Nacht verbringen wir auf einem Hügel neben einer Kirche in Monrupino, essen Pasta Gorgonzola und schauen uns die Perseiden an. War sehr schön (und dunkel) da oben und wir waren nicht das einzige Pärchen, das von der Kirchenmauer aus in den Himmel geguckt hat. Unser finaler Punktestand beim Sternschnuppengucken: Runa 4, Marco 0.

Donnerstag 13.8.: Wir werden morgens um 6 von einem gefühlvollen Glockenläuten (das ich so noch nie erlebt habe, da hat einer seine Aufgabe mit voller Leidenschaft ausgeführt) und von krähenden Hähnen geweckt. Nach dem Frühstück startet der Tag mit einer Runde Morgenyoga. Heute geht’s wieder nach Triest für ein paar Erledigungen in der Großstadt, u.a. fragen wir in diversen Bootsgeschäften nach einer Wasserpumpe mit höherer Leistung – ohne Erfolg. Danach fahren wir zurück in die Kleinstadt Monfalcone, denn Paket Nummer 3 ist für uns beim Fermopoint angekommen: Der tragbare Wasserfilter (nach nur 1 Tag, echt fix die Italiener). Erledigungen erledigt. In der Stadt wollen wir heute nicht bleiben, wir fahren raus auf’s Land nach Turriaco zu einem Platz am Fluss, wo wir schon mal einen Nachmittagsstop gemacht haben, baden im Isonzo und sind nicht die einzigen, die dort im Camper übernachten.

Freitag 14.8.: Das Beste, was man bei unerträglicher Hitze machen kann, ist in Bewegung zu bleiben – auch wenn es schwer fällt. Unsere heutige Activity führt uns nach Duino zu einer Rad-/ Wandertour. Die Radtour endet auf einem nicht mehr befahrbaren Wanderpfad, was in der Mittagssonne furchtbar anstrengend war, denn wir mussten ja die Räder hinter uns herziehen. Trotzdem eine mega schöne Gegend. Dank Geocaching entdecken wir mitten im Wald (abseits von jeglichen Waldwegen und -pfaden) eine kleine Höhle, die uns so richtig verzaubert. Mit einer Taschenlampe bewaffnet folgen wir dem kühlen Luftzug und dringen in die ungewisse Dunkelheit ein. Anfangs müssen wir uns noch geduckt halten und einigen Spinnennetzen ausweichen, nach etwa zehn Metern können wir wieder stehen und den Hauptraum bestaunen. Weiter hinten leuchten wir mit der Taschenlampe (und ausreichend Sicherheitsabstand) in eine Schlucht. Da geht es ordentlich tief runter. Viel faszinierender finde ich jedoch den Staubnebel, der im Schein unserer Taschenlampe aussieht wie fliegende, schwärmende Glitzerpartikel. Pustet man sanft dagegen, entsteht ein goldener Wirbelstrom wie aus einer anderen Welt. Am Abend kehren wir nach Turriaco zurück. Ein Sturm kommt auf, wir sind das einzige Fahrzeug, das zum Fluss hinfährt. Andere Autos und Fußgänger kommen uns in Massen entgegen. Alle flüchten sie nach Hause, es windet schon sehr. Wir springen trotzdem noch ganz schnell für einen Bade-Quicki in den Isonzo, um den Schweiß der Tagestour von unserer Haut zu spülen. Mittlerweile sind wir allein am Platz und machen es uns für die Nacht so richtig gemütlich.

Samstag 15.8.: Storm is over! Heute ist hardcore Chillen angesagt. Da wir den Premiumplatz im Schatten erwischt haben, besteht unser Tag aus Sachen machen am Bus und Baden bei Strömung (beides im Wechsel). Runa findet endlich die Zeit (oder vielmehr die Motivation) eines ihrer Nähprojekte abzuschließen: Ein Hänge-Organizer für Handys, Tablet, Ebook usw. (Ordnung muss sein). Marco ist im Busaufräumwahn und bereitet uns leckeres Focaccia in der Pfanne zu. Die dritte Nacht auf „unserem“ Platz in Turriaco bricht an. Zuhause-Feeling kommt auf.

Sonntag 16.8.: Runa wünscht sich heute einen Laptop-Tag in einem netten Café. Nach einem Kulturschock im Einkaufscenter (viele Geschäfte in Italien haben auch sonntags geöffnet) wurde leider nur McDonalds draus. Egal, hauptsache Internet. Da wir schon in Monfalcone waren, fuhren wir später zu unserer zweiten „Base“ (dem Katzenparkplatz). Gewohnte Umgebung, alles paletti, schöner Parkplatzabend mit Katzen, Menschen, Autos und einem Hund. Der Hund (mit Halsband, daher mutmaßlich kein Streuner) irrte etwas orientierungslos auf dem Platz herum. Nach eingehender Beobachtung der Situation fragte Marco am Hafen und bei den benachbarten Bungalows herum, ob jemand einen Hund vermisst. Tatsächlich, ein junges Mädchen in einer kleinen Partyrunde hat auf Marcos Nachfrage hin nachgesehen und erschrocken festgestellt, dass ihr Hündchen ausgebüchst ist („I thought she was sleeping!“). Ist ja nochmal gut gegangen.

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