Das Wetter spielt auf einer Langzeitreise nicht immer mit. Anfang September 2021 war es uns in Georgiens Hauptstadt zu heiß. Auf dem Weg in die Berge folgte ein Mix aus Sonne und Regen. In den Bergen angekommen fielen einige geplante Wanderungen aufgrund von Dauerregen ins Wasser. Manch einen Regentag kann man aber auch nutzen, um neue Freundschaften zu knüpfen. In Kutaissi lernten wir Igel und Paola auf einem Kirchenparkplatz kennen, wurden zu Kaffee und Keksen in ihren blauen Düdo „Big Blue“ eingeladen und quatschten uns stundenlang fest. Das Regenwetter in den folgenden Tagen saßen wir mit unseren liebgewonnenen Wahlnachbarn gemeinsam ab. Nachts hatte der Parkplatz einiges zu bieten: Kreisedrehende Autos, Bong-rauchende Jugendliche, im Chor singende Männer und frühmorgendliche Rasenmäher. Am Tag unserer Abfahrt fand in der Kirche eine riesige Veranstaltung statt und wir wurden komplett eingeparkt. Egal, so sind wir halt für eine weitere Übernachtung dort geblieben. Wir waren ja in bester Gesellschaft.
Es sollte eine gesellige Woche bleiben. Witzigerweise lernten wir an unserem nächsten Stellplatz gleich noch ein im Düdo reisendes Paar kennen: Frieda und Sebastian. Außerdem Arthur und Pepite (ein Franzose mit Hund), Tobias und Johanna aus Deutschland sowie ein belgisches Pärchen. Der Sulfur Pool war nicht nur für Reisende eine Attraktion. Auch viele Einheimische trafen sich hier über den gesamten Tag bis in die Nacht hinein zum Baden in der heißen Naturquelle. Von einer Familie bekamen wir Obst und Chacha geschenkt. Ein buntes Spektakel und definitiv eines meiner Reise-Highlights aus Georgien. Wir fanden den Ort so genial, dass wir zwei Wochen später auf unserem Rückweg aus den Bergen einen erneuten Halt dort machten.
Es regnete viel, doch das gute Wetter zwischendurch nutzten wir für diverse Ausflüge. Wir sammelten einige Earth Caches, besuchten mehrere Kloster, besichtigten die Prometheus Höhle und hatten einen wahnsinnig tollen Tag in Tskaltubo, wo wir in eines der verlassenen Sanatorien einstiegen.
Dank eines tollen Stellplatztipps von unseren neuen Freunden machten wir eine kleine Flusswanderung im Okatse Canyon. Den Abend zuvor kam ein Auto voller Georgier angefahren. Sie luden uns zum Chacha ein, tranken selbst eine bemerkenswerte Menge dieser hochprozentigen Spezialität, setzten sich kurz darauf wieder ans Steuer und fuhren davon. In Khoni füllten wir unsere Gasflasche auf. Nachdem die Suche nach einer Gasflaschenauffüllstation bereits einige Tage in Anspruch nahm, ging uns beim Installieren der gefüllten Flasche schließlich der Adapter kaputt. Es folgte die tagelange Suche nach einem passenden Adapter. In Khoni hatten wir damit keinen Erfolg, also zurück nach Kutaissi und dort rumgefragt. Ein General mit Trillerpfeife wies uns den Weg durch die Gassen vom Handwerkermarkt. An jeder Ecke trillerte er laut in seine Pfeife und am Ende wusste jeder Ladenbesitzer, dass wir Deutsche sind. Den Adapter haben wir mit seiner Hilfe auf dem Markt zwar nicht gefunden, aber wir sind ein paar Bezirke weiter auf einem anderen Markt im Alleingang fündig geworden.
Nun konnten wir endlich wieder kochen (was vor allem bezüglich Kaffee am Morgen für Marco lebensnotwendig ist). Also ab in die Natur, es waren mehrere Wanderungen angesagt. Beim Balda Canyon spazierten wir ein paar Kilometer am Fluss entlang zum Kaghu Wasserfall. Von dort aus versuchten wir am nächsten Tag die längerer Strecke zum Oniore Wasserfall zu wandern, was sich als abenteuerlich herausstellte, da es mehrere Flussdurchquerungen zu bewältigen gab. Wir kamen schlussendlich leider nicht ans Ziel, da aus dem anfänglichen Nieselregen irgendwann strömender Regen wurde und wir deshalb auf halber Strecke aufgegeben haben. Der Tag endete mit einem Bad in den heißen Quellen vom „weißen Wasserfall“, einem weiteren Naturschauspiel Georgiens (von dem wir leider keine Fotos gemacht haben).
Zwei Tage später machten wir in der Nähe des Enguri Staudamms noch eine kleine dreistündige Wanderung zum Intsra Wasserfall. Wir wollten schließlich unsere Fitness für die bevorstehenden Tagestouren in Swanetien aufbauen. Hin und hergerissen von den schlechten Wettervorhersagen stellten wir kurzzeitig in Frage, ob es sich überhaupt lohnen würde, weiter in die Berge zu fahren (es war Dauerregen angesagt). Letztendlich fuhren wir aber doch weiter nach Mestia, wo wir am nächsten Morgen nicht nur mit einer traumhaften Bergkulisse, sondern auch mit einem Kuchengeschenk von einem einheimischen Bauern belohnt worden sind.
Völlig unerwartet wurden wir bei unserer Aufwärmrunde zu einer Mineralquelle von der Sonne überrascht. Danach ging es auf Internetsuche (Marcos Arbeitstage standen an), welche uns zum Mestia Airport führte (ein klitzekleiner Flughafen, auf dem am Montagmorgen sogar ein winziges Flugzeug landete). Leider regnete es sich in den darauffolgenden Tagen so richtig ein und es war sogar Schnee angesagt, sodass wir die Berge wieder verließen ohne auch nur eine richtige Bergwanderung gemacht zu haben. Schade, aber wir behalten Georgien als Reiseland in bester Erinnerung und vielleicht führt uns ja irgendwann nochmal ein Wanderurlaub in den großen Kaukasus.
Unser vorerst letztes Sightseeing-Erlebnis in Georgien war die Besichtigung der Höhlenstadt Uplisziche (glücklicherweise wieder bei schönstem Sonnenschein).
Danach ging es zurück nach Tiflis, wo wir eigentlich noch einige Zeit verbringen wollten, denn die Hauptstadt ist der Wahnsinn. Jedoch durfte unser Fahrzeug nur maximal drei Monate im Land verweilen, weshalb wir Ende September 2021 einen kleinen Abstecher nach Armenien planten. Kurz ausreisen, ein zwei Wochen Armenien anschauen und dann wieder nach Georgien einreisen. Das war der Plan. Wir hätten nicht damit gerechnet, dass gleich die erste Woche in Armenien unser Reiseleben komplett auf den Kopf stellen würde.