Der letzte Blog-Beitrag über den Iran startet mit den wunderschönen Pärchenfotos (oder besser gesagt Familienfotos, weil Struppi beim Shooting natürlich auch mit dabei war), die Sebastian auf Qeshm Island von uns geschossen hat. Es war eine total lustige Aktion und vor guten Freunden steht man doch gern im Blitzlichtgewitter. Abends revanchierten wir uns mit einem leckeren Linsen Dal in Kombi mit Marcos legendärem Krustenreis. Ich glaube zu dieser Zeit haben wir auch beschlossen, dass wir gleichzeitig unser Pakistan-Visum beantragen wollen, damit wir die bevorstehenden Polizei-Eskorte in Balochistan zusammen im Konvoi machen können. Dieser Reiseabschnitt soll laut Erfahrungsberichten besonders anstrengend werden. Umso besser, wenn man dabei in guter Gesellschaft ist. Tausend Dank für die tollen Fotos, lieber Sebastian!















Dann hieß es Abschied nehmen (auch wenn der Abschied nicht von langer Dauer war), denn Marco und ich wollten uns unbedingt noch die Insel Hormuz anschauen, auf der Frieda und Sebastian schon gewesen sind. Vom Hafen in Qeshm City aus ging es mit dem Speedboot rüber nach Hormuz. Das war nicht nur für Struppi eine wilde Fahrt. Nach einem kleinen Frühstück an der Küste amüsierten wir uns bei einer dreistündigen Tuk Tuk Tour – einmal rund um die Insel herum. Wieder am Ausgangspunkt angekommen bekamen wir von einem Tuk Tuk Fahrer den „Geheimtipp“ für ein gutes Essen. Er fuhr uns netterweise umsonst dorthin (was auch immer er für einen Deal mit dem Restaurant hatte) und die Shrimps schmeckten tatsächlich sehr lecker. Die Rückfahrt nach Qeshm war noch wilder als die Hinfahrt, denn es herrschte starker Wellengang. Witzig war es trotzdem, weil wir uns die Plätze auf dem Schnellboot mit einer sympathischen Frauengruppe geteilt haben. Und dann war unser Insel-Leben auch schon wieder vorbei. Wir nahmen noch am selben Abend die Fähre von Qeshm Island rüber auf’s Festland.


















Manchmal kann man der iranischen Hilfsbereitschaft nicht entfliehen. So kam es, dass unser Bekannter in Bandar Abbas uns unbedingt bei einigen Erledigungen helfen wollte. Am Ende dauerte es wahrscheinlich länger als wenn wir alleine losgezogen wären. Aber der Wille zählt und wir wissen, dass es gut gemeint war. Somit nahmen wir die Hilfe dankend an. Es folgte ein doofer Tag, weil wir an mehreren Tankstellen nicht tanken konnten (entweder waren sie gar nicht erst in Betrieb oder es stand bereits eine extrem lange Fahrzeug-Schlange an) und weil unser Stellplatz es nicht zuließ, dass ich draußen neben unserem Bus eine Dusche nahm (die ich bitternötig hatte). Zwei Erkenntnisse nehme ich aus diesen Tagen dennoch für mich mit: 1) Unterdrückung findet (nur) im Kopf statt. 2) Auf einen schlechten Tag folgt zumeist ein guter Tag. Die erste Erkenntnis beinhaltet für mich so viel Gesprochenes, Gedachtes und Gefühltes, dass es den Rahmen hier sprengen würde. Die zweite Erkenntnis bestätigte sich am Folgetag: An einer Tankstelle ließen uns die netten iranischen LKW Fahrer an der langen Schlange vorbei direkt bis zu den Zapfsäulen vorfahren. Mit einem Mercedes-Fahrer tauschten wir beim gegenseitigen Überholen liebgemeinte Huplaute und Gesten aus. Schließlich trafen wir uns auf einem Rastplatz und tranken gemeinsam Kaffee. Bei einem erneuten Tankstop (es lagen in diesen Tagen einige hundert Kilometer vor uns) fanden wir zuerst niemanden, der uns seine Tankkarte für den Prozess ausleihen wollte (über eine eigene Tankkarte verfügten wir als Touristen im Iran nicht), doch plötzlich winkten uns gleich drei LKW Fahrer zu sich, saugten Diesel aus ihrem Tank ab und füllten so viel bei uns ein bis wir komplett voll waren. Und das alles mit Freude und Begeisterung, wir konnten es kaum glauben. So viele herzliche Begegnungen an einem Tag! Ach ja, abends standen wir außerdem so abgelegen, dass ich aus unserem Busfenster heraus duschen konnte. Und zu späterer Stunde kamen zwei lustige Jäger vorbei, die Marco in Taroof-Manier ihr Gewehr anboten („You can keep it!“) – was er natürlich Taroof-gemäß ablehnte. Sehr humorvoll, die Iraner!









In Sirjan suchten wir in einem Werkstatt-Viertel nach Klebefolie. Wir wollten unser Auto für die Fahrt durch Pakistan entmilitarisieren. Die olivgrüne Farbe sieht ja doch sehr militärisch aus (was im schlimmsten Fall gefährlich für uns werden könnte) und wir erhofften uns durch die Anbringung von freundlichen Farbakzenten, dass wir auf den ersten Blick als Touristen erkannt werden. Während einer Pause nach erfolgloser Suche klopfte ein interessierter Iraner an unseren Bus. Aufgrund der Sprachbarriere konnten wir uns nicht verständigen. Zehn Minuten später kam er mit Suppe und Brot vorbei. Wie nett von ihm, wir ließen es uns schmecken! Mithilfe einer Übersetzungsapp kamen wir ins „Gespräch“ und ***Jinglemusik*** da war sie wieder: Die iranische Hilfsbereitschaft. Bevor wir es richtig begreifen konnten, saßen wir auch schon am Steuer und folgten dem windschnittigen Auto des Iraners durch die belebten Straßen von Sirjan. Mit seiner Hilfe fanden wir nach dem Abklappern mehrerer Läden tatsächlich einen Laden, der uns am nächsten Tag einen anderen Laden zeigen konnte, bei dem wir schließlich die gewünschte Klebefolie kaufen konnten. Eine wirkliche Farbauswahl gab es zwar nicht, aber wir werden uns an den Orange-Ton schon gewöhnen. Kleine Side-Story: Beim Ausparken bin ich rückwärts versehentlich einem Auto reingefahren. Wir bestanden darauf, auf die Polizei zu warten, schließlich hatten wir eine Versicherung, die noch genau einen Tag gültig war. Beim Anblick des Schadens (eine kleine Beule, die neben den älteren Verbeulungen kaum auszumachen war) lachten die Beamten den Besitzer aus (nach dem Motto: „Wegen dieser lächerlichen Sache rufst du die Polizei?“). Das tat mir wiederum leid. Ich hoffe, dass die Versicherung zumindest einen kleinen Schadenersatz hat springen lassen. Ach ja, am Ende haben die gutgelaunten Polizisten noch Fotos mit Struppi gemacht. Dann ging es weiter bis nach Kerman. Eine ganze Woche lang haben wir uns auf dem Hinterhof eines Hotels häuslich niedergelassen, um endlich mal einige Innenarbeiten im Bus zu verrichten, die sich aufgestaut hatten. Wir haben den Fußboden abgeschliffen und nachgeölt, einen Teil der Möbel neu gestrichen und die Wandverkleidung passend zugeschnitten, damit auch irgendwann mal das Projekt „Deckenverkleidung“ starten kann (naja … wer weiß, ob das auf dieser Reise noch was wird). Außerdem haben wir uns zwei Tage lang größte Mühe gegeben, die orangefarbene Klebefolie auf der Karosserie anzubringen. Ich finde, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Am Ende der Woche sind Frieda und Sebastian dazugestoßen, wir sind zusammen über den Bazaar in Kerman gebummelt und haben abends vergeblich nach einer Neujahrsparty gesucht (im Iran tickt der Kalender ja anders).












Es folgten zwei lange Fahrtage, die uns zunächst bis Bam und schließlich durch einen Wüstenabschnitt mit Sandböen und eine Felsenlandschaft bis Zahedan führten. Ich wartete zu dem Zeitpunkt immer noch auf mein Pakistan-Visum. Marco hatte sein Online-Visum bereits drei Stunden nach Antragsversendung im Posteingang gehabt. Bei mir gab es nach zwei oder drei Wochen immer noch kein Update und wir erreichten weder telefonisch noch per Email die zuständige Behörde. Da jedoch die Iran-Visa von Frieda und Sebastian abliefen, fuhren die beiden schon mal zur Grenze vor und wollten dann auf pakistanischer Seite auf uns warten. Einen gemeinsamen Abend bei Hamid (aka „King of Border“) in einem wunderschönen Zelt mit Feuerstelle hatten wir noch. Dann hieß es wieder mal Abschied nehmen und hoffen, dass wir uns zeitnah in Pakistan wiedersehen. Wir versuchten am nächsten Tag unser Glück bei der pakistanischen Botschaft in Zahedan, jedoch verwies man uns dort auf die Botschaft in Berlin – nachdem wir uns ungefähr eine Stunde lang bei Tee und Keksen mit dem Chef weise Sprüche zugeworfen haben (Spruch des Tages: „Your visa will be granted, it’s just a matter of time.“). Wir hatten schon beinahe aufgegeben, da führte am späten Nachmittag ein weiterer Telefonversuch unsererseits plötzlich zum Erfolg und eine halbe Stunde später hatte ich mein Visum im Sack. Abends ludt uns Hamid freundlicherweise noch zum Essen ein und am Morgen des Folgetages half uns der „King of Border“ an der Grenze bei der scheinbar doch recht komplizierten Ausreise aus dem Iran. Dankeschön, lieber Hamid!











