Die Flucht vor dem Gruppenguide.

Nach vier verschwitzten Wochen in Italien freuten wir uns richtig auf Slowenien – vor allem auf die Bergregion. Wie immer wählten wir einen kleinen Grenzübergang, das hat sich selbst innerhalb der EU bislang für uns bewährt. Die Grenzkontrolle war diesmal sogar besetzt, aber wir hatten Glück, denn der Reisebus vor uns wurde herausgezogen und so hatten die Beamten erstmal zu tun. Für uns hat sich keiner interessiert, wir durften durchfahren. Erster Halt: Tankstelle. Dieselpreis: 1,00€/Liter. Zweiter Halt: Waldweg. Aufgabe: Weg freischneiden.

SKOCJAN REGIONALPARK

Unseren ersten Nachmittag in Slowenien verbrachten wir im Regionalpark „Skocjanske jame“. Da wir in Italien schon eine mehr als beeindruckende Höhlentour hatten, verzichteten wir auf den kostenpflichtigen, geführten Gang durch die Grotte und gaben uns mit einer gratis Spazierrunde oberhalb der Felsen zufrieden. Amüsiert schnappten wir vor der Infotafel einen Gesprächsfetzen auf (Frau zu Mann: „Aber du willst doch nicht etwa Wandern gehen?!“). Wollte er offensichtlich wirklich nicht, denn die beiden verschwanden in Richtung Tickethäuschen. Wir liefen den „Wanderweg“ los und waren uns nach ein paar hundert Metern easy Fußmarsch einig, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Es folgte ein ausgedehnter Spaziergang durch wunderschöne Natur und irgendwann – nachdem wir einen Weg eingeschlagen haben, der etliche Steinstufen in die Tiefe ging – fanden wir uns vor einer verschlossenen Gittertür wieder. Marco steckte den Kopf durch das Gitter, guckte mich kurz an, griff mit der Hand rein und – schwupps – die Tür sprang auf. Na dann, schnell rein mit uns! Wir arbeiteten die geführte Tour jetzt also in Eigenregie von hinten auf und ergatterten tiefe Einblicke in die Schlucht. Ein bisschen Bammel hatten wir schon, doch uns kam eine super Idee: Falls wir erwischt werden, sprechen wir einfach nur Deutsch! Hinter der nächsten Ecke überraschte uns ein Höhleneingang, der ins Dunkle führte. Davor ein kleiner Brunnen. Echt schön hier. Wir wollten gerade weitergehen, da hörten wir Stimmen. Oh shit, kommt da etwa ein Gruppenguide auf uns zu? Immer mehr Leute strömten der Italienisch sprechenden Frau hinterher. Wir versuchten uns so unauffällig wie möglich zu verhalten, was natürlich missglückte.

„Hey! Where did you come from?“
„Öhm … aus Deutschland?!“
Skeptischer Blick, kopfschüttelnd: „No no, in English, please!“
Mist, wir sind aufgeflogen: „Oh, sorry… I think we took the wrong way…“
„Go! This direction!“ 

Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und liefen – diesmal in der vorgegebenen Richtung – vor der Truppe her. Dabei wurden unsere Schritte immer schneller. Irgendwie war es uns ja doch ein bisschen peinlich. Da die anderen Leute jedoch extrem langsam die Treppenstufen hoch stiegen, schüttelten wir den Mob schnell ab.

DIE ERSTEN STELLPLÄTZE

In Slowenien ist das mit dem Wildcampen bzw. Übernachten im eigenen Fahrzeug außerhalb von Campingplätzen ja so eine Sache. Offiziell ist es nicht erlaubt, gedulded wird es wohl trotzdem häufig (außer im Nationalpark, da wird man angeblich konsequent weggeschickt oder muss im schlimmsten Fall sogar mit Geldstrafen rechnen). Viele Kommentare auf Park4Night bestätigten, was wir zuvor gegoogelt haben. Wir haben uns für die erste Nacht daher einen offiziellen (und noch dazu kostenlosen) Camper Stop rausgesucht, der neben einer geschotterten Parkfläche sogar Toiletten und Wlan kostenlos zur Verfügung stellte. Da ich eine Dusche dringend nötig hatte, habe ich die Hecktüren von Waldrian als Duschkabine genutzt. Es war sehr erfrischend. Am Abend ist noch ein Pärchen mit ihrem Mietcamper auf dem Platz dazu gestoßen. Später kam der „Manager“ der Einrichtung mit Hund und Fahrrad vorbei und hat uns mit Infomaterial, diversen Flyern und einer netten Touristenkarte von Slowenien ausgestattet. Das ist doch mal ein richtig netter Empfang in einem neuen Land. Wir haben ihm gern eine Flasche Wein abgekauft und am nächsten Tag vor unserer Abfahrt auch noch was in die Spendenbox geworfen. Schön, dass es solche Plätze gibt. Der Abend mit Anna und Thomas war übrigens auch sehr schön. Da haben wir neben dem Wein auch noch Likörchen und Whiskey getrunken (der Morgen danach fühlte sich dementsprechend etwas katerig an).

Die folgende Woche in Slowenien haben wir uns nur ein einziges Mal getraut tatsächlich freizustehen, nämlich in einer Waldlichtung.

Total begeistert waren wir von einem kostenlosen Stellplatz in Ziri, wo wir gleich zwei Nächte – von Samstag bis Montag – blieben. In dieser Gegend können wir euch einen tollen 12 Kilometer Trail zum „Mrzli Vrh“ (was soviel heißt wie Hochebene) empfehlen. Seitdem lässt uns unser selbst erschaffener Ohrwurm („Wir gehen zum Mrzli Vrh, nananana nananana nanaaa nanaaa nanaaaanaaaa“ – denkt euch dazu einfach die Musik von „Peter und der Wolf“) nicht los. Ein weiteres Highlight an dieser Location war die Dorf Eventfläche, die gegenüber vom Camper Stellplatz ansässig war. Am späten Samstagnachmittag wurden wir von Live Musik dort hin gelockt und ließen uns von der guten Stimmung bei Bier und Grillgut prompt mitreißen. Nebenan hatten die Kids ihren Spaß mit einem Sprungbrett, das in einen Gebirgsfluss zielte. Wir ließen es uns nicht nehmen, natürlich auch noch ins kalte Nass zu gehen (wobei wir dann doch nicht das Sprungbrett genommen haben, sondern uns vom Rand über die Steine haben reingleiten lassen). Respekt vor den Kindern, es war echt schweinekalt.

Ein Klassiker, den wir immer mal wieder zwischendurch machen: Geocachen. Marco hat sich auf die Fahne geschrieben, mindestens einen Cache pro Land zu finden. In Slowenien sind es sogar zwei an einem Tag geworden. Ein nebliger Höhleneingang am Morgen …

… und ein kaltnasser Bunker am Nachmittag.

Okay, genug Fotos für heute. Findet ihr es eigentlich gut, ganz viele Fotos von uns zu sehen? Oder lest ihr lieber die Geschichten, die wir erleben? Oder sind es euch zu viele Fotos und/oder zu viel Text? Sollte ich mich kürzer fassen? Ich suche gerade noch nach der richtigen Mischung und bin auf eure Kommentare gespannt.

Ein Gedanke zu „Die Flucht vor dem Gruppenguide.“

  1. Eine sehr schöne Mischung……weiter so 😀
    Ich habe bei den Jahresbriefen oder Fotoalben dieselben Überlegungen wie du und wenn ich über die Jahre eins gelernt habe dann…..intuitiv zu arbeiten, nachher nicht zu viel darüber nachdenken und dann passt das ganze.
    Ich freue mich über jeden Eintrag von dir/euch 😗

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