Reisebeginn. Eine Baustelle weniger.

05.07.2020 – Gachnang, Schweiz.

Die Reise fängt gut an. Marco liegt in einem Krankenhaus in der Schweiz, ihm wurde letzte Nacht der Blinddarmfortsatz entfernt. Seit fünf Wochen hatte er bereits wiederkehrende Beschwerden in der Magen-Darm-Gegend, die gestern ihren Höhepunkt fanden. „Reine Routine-Operation“, wie der hochdeutschsprechende Chefarzt (in der Schweiz arbeiten überwiegend deutsche Ärzte, muss wohl an den satten Löhnen liegen) uns mitteilte. Alexander. Ein erfolgsversprechender Name, wie das Schildchen an seinem Arztkittel mir verriet. Das beruhigte mich irgendwie. Schon verrückt, was ein Name ausmachen kann.

So richtig beruhigt bin ich allerdings erst seit meinem heutigen Besuch am Vormittag im Kantonsspital Frauenfeld. Marco hatte zwar noch mehr oder weniger starke Schmerzen (die Frage einer Krankenschwester, wie er sein Schmerzempfinden auf einer Skala von 1 bis 10 einschätze, beantwortete Marco mit: „Keine Ahnung, zwischen 6 bis 8 würde ich sagen. Also, momentan habe ich gar keine Schmerzen.“), aber insgesamt machte er einen grundsoliden Eindruck auf mich. Trotz Schlauch im Bauch. Zudem ließen seine genauen Anweisungen, was ich ihm bitte mit ins Krankenhaus bringen soll („Ich brauche ’nen Stromadapter Schweiz, mein Tablet, Ladekabel für Tablet und Handy und meine Kopfhörer – in der Elektrokiste hinten.“), darauf schließen, dass es bei ihm wieder deutlich bergauf ging. Seinen Kulturbeutel hat er übrigens erst eine Stunde später auf die Liste gesetzt. Manchmal muss man halt Prioritäten setzen.

Gestern Abend war ich mir jedoch nicht so sicher, ob es eine gute Idee ist, sich auf Verdacht den Blinddarm rausnehmen zu lassen. Ganz nach dem Motto: Lieber einmal zu viel als zu wenig operiert. Echt jetzt? Zumal sich die Krankenhausaufenthalte von Marco im vergangenen Jahr mehr als gehäuft haben. Hörsturz durch Knalltrauma beim Busausbau im August, Augen-OP im Oktober, Hüft-OP kurz vor dem Corona Lockdown im März. Hab ich noch etwas vergessen? Ach ja, und jetzt eine Blinddarm-OP. Ich verliere bald den Überblick. 

Der simple Eingriff („Wir hatten vorhin erst einen Patienten, bei dem hat die Blinddarm-OP nur 35 Minuten gedauert und er war danach sofort wieder fit.“) hat sich in Marco’s Fall leider als doch etwas komplizierter herausgestellt. Die Operation hat bei ihm zwischen anderthalb und drei Stunden gedauert. So ganz genau konnte er mir das heute nicht mehr sagen. Viel ausführlicher hingegen war seine Beschreibung welche Auswirkung das Morphium auf seinen Körper gehabt hatte. Wieder ganz der alte Marco. Ich deutete auch das als Zeichen dafür, dass es ihm besser ging.

Im Nachhinein sei die OP wohl auch absolut notwendig gewesen, da die Entzündung im Blinddarm bereits fortgeschritten war und nicht mehr von allein abgeheilt wäre. Laut Chefarzt Alexander hätte eine Behandlung mit Antibiotika die Probleme nur um ein paar Wochen oder Monate nach hinten verschoben, d.h. früher oder später wäre es zu einer erneuten Entzündung gekommen, die im schlimmsten Fall zum Durchbruch geführt hätte. Keine rosigen Aussichten in Anbetracht dessen, dass wir jetzt noch überhaupt nicht wissen, in welchen Ländern und welchen Umständen wir uns in den nächsten Monaten befinden werden. Von daher: Gut, dass wir dieses Problem noch in der Schweiz beheben dürfen. Wieder eine Baustelle weniger. Danke, Alexander. 

Doch. Die Reise fängt gut an. Bleibt alle gesund.

6 Gedanken zu „Reisebeginn. Eine Baustelle weniger.“

    1. Hallo Otto, schön dass du unsere Reise verfolgst. Marco ist wieder bei bester Gesundheit und wir lassen es uns gerade in Italien gut gehen. Liebe Grüße auch an die Fledermäuse! 😉

      1. Grüezi,,,
        Ihr kennt mich vom Kant. Spital Frauenfeld. Ich war eine Woche früher im selben Spitalbett wie Marco gepflegt worden nachdem ich mir 6 Rippen gebrochen hatte. Damals habe ich unseren Bettnachbar Paul besucht der sich mit seinem Krebsleiden auseinander setzen musste. Er hat mich in unserem Restaurant (haidenhaus.ch) besucht & war wohl auf.

        Ich habe mir ein paar Bilder von eurer Zeit in Griechenland angeschaut.
        Geniesst eure Reise & seid nett zu einander…

        Liebe Grüsse pius

        1. Hallo Pius,
          schön das du schreibst!
          Ach das freut mich, das es dem Paul auch besser geht, ich hab auch schon daran gedacht was wohl aus meinem Bettnachbar geworden ist, aber offensichtlich ist alles gut gegangen 🙂

          Liebe Grüsse

          Marco

  1. Oh je der arme, ich bin froh dass es ihm und dir auch wieder besser geht. Ihr süßen Mäuse, hab viel an euch gedacht und freu mich, dass ich nun mitverfolgen kann, wohin eure Reise führt. Alles Liebe :*

  2. Alexander ist doch n guter Name… mein erster Freund hieß so…. 🙂

    Gut, dass der BD raus ist…

    Marco, wie sieht’s bei dir mit Weisheitszähnen aus?

    Lg vivi

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