Berge und Bauernhöfe.

Die restlichen Nächte in Slowenien haben wir entweder auf Campingplätzen oder Bauernhöfen verbracht. Im Triglav Nationalpark wollten wir dann doch kein Risiko eingehen, mitten in der Nacht von einem Ranger geweckt zu werden. Und so genossen wir drei Tage am Stück nicht nur die Schönheit vom Nationalpark, sondern auch ein wenig den kleinen Luxus, den Campingplätze so zu bieten haben (Stichwort: Warmduschen). 

CAMPING IM TRIGLAV NATIONALPARK

Tag 1: Wir halten in Kobarid und wandern auf dem „Kobarid historical trail“, der als Höhepunkt einen Besuch beim Kozjak Wasserfall vorsieht. Den Wasserfall mit 4€ Eintritt pro Person hätten wir uns besser sparen sollen. Auf der ganzen Wanderung waren wir fast allein unterwegs und in der Klamm mussten wir plötzlich anstehen, um einen Blick auf den Wasserfall werfen zu können. Der Anblick hat sich unter diesen Bedingungen für uns nicht gelohnt. Merke: Alles was Eintritt kostet und wo ein Parkplatz in der Nähe ist beim nächsten Mal besser meiden. Wovon wir hingegen maßlos begeistert waren, ist die Soca. Der smaragdgrüne Fluss entspringt im Herzen des Triglav Nationalparks und wird zu unserem neuen Begleiter. An einer Hängebrücke klettern wir den Hang hinunter und Marco traut sich sogar ins eiskalte Wasser. Am Abend kehren wir im „Kamp Jelinc“ ein und kuscheln mit unserer Stellplatznachbarin Karina. Naja, also vielmehr kuscheln unsere Fahrzeuge miteinander, da wir aus Platzmangel echt dicht nebeneinander stehen mussten. Das Gute ist: Sowas schweißt zusammen, wir haben uns super mit Karina verstanden.

Tag 2: Statt morgens unter die Dusche zu gehen, hüpfen wir blitzschnell in die Soca (und sind genauso blitzschnell auch wieder draußen). Von wegen Warmduschen, wir befinden uns schließlich im Soca Tal. Tagsüber nehmen wir den „Grand Canyon of Soca“ noch genauer unter die Lupe und Marco springt erneut rein. Ich mach lieber eine Pause, da ich mich leicht kränklich fühle. Nachmittags geht es weiter nach Trenta und beim Einparken auf dem Campingplatz (Runa: „Achtung, da ist ein Baum!“) fährt Marco rückwärts in einen Baum. Der Aufprall wird von unserem Fahrradträger bzw. von Marcos Fahrrad abgebremst. Sein Hinterrad fährt seitdem eine Acht, aber er konnte es immerhin notdürftig reparieren, sodass das Fahrrad wieder fährt. Mehr nennenswertes passiert an dem Tag nicht mehr. Aus der Ferne beobachten wir unsere Campingnachbarn, mit denen wir uns diesmal nicht anfreunden. Sie scheinen eingefleischte Alice im Wunderland Fans zu sein. Nicht nur ihr Bus ist rundherum passend zum Thema foliert, sie haben wohl auch ein komplettes Deko-Konzept entwickelt, jedenfalls entdecken wir zwischen violett- und rosafarbenen Decken und Kissen auch einen pompösen Kerzenständer. Sehr stilecht.

Tag 3: Mir geht es wieder blendend und wir brechen zur heutigen Wanderung auf. Waldrian fährt uns langsam aber stetig zum Vrsic Pass hoch, wo wir einen tollen Mountain Trail zum Gipfel des „Slemenova Spica“ machen. Der Hinweg führt durchs Grüne, der Rückweg am Fels entlang. Eine Traumtour mit atemberaubenden Aussichten. Auf dem Parkplatz treffen wir Karina wieder und verabreden uns mit ihr für den Abend im Eco Camp in Kranjska Gora. Marco kocht uns eine leckere Birnen-Gorgonzola-Pasta und es wird ein richtig lustiger Abend zu Dritt.

AGROTOURISMUS AUF BAUERNHÖFEN

Vor und nach dem Triglav haben wir Bauernhöfe für uns als Stellplatzmöglichkeit entdeckt. Diese Form von Landtourismus wird in Slowenien oft angeboten. Hier bezahlt man meist nur einen kleinen Beitrag für die Übernachtung (oder manchmal auch gar nichts) und lässt sein Geld stattdessen in das gastronomische Angebot fließen. Die beiden Höfen, wo wir waren, hatten ganz herzliche Besitzer, niedliche Tiere, ein tolles Ambiente und natürlich leckeres Essen (einmal gab es ein 5-Gänge-Dinner und beim anderen Mal eine Schlemmerplatte). Mit Sabrina und Johannes haben wir an unserem letzten Abend in Slowenien nicht nur eine Flasche Wein geleert.

Wir verlassen Slowenien nach anderthalb Wochen viel zu früh. Das Land hätte noch so viel zu bieten gehabt. Doch in Zeiten von Corona müssen wir flexibel sein. Ungarn kündigt an, die Grenzen zum 1.9. zu schließen und wir entscheiden uns deshalb schnell nach Serbien weiterzureisen, solange das (hoffentlich) noch problemlos möglich ist. 

Die Flucht vor dem Gruppenguide.

Nach vier verschwitzten Wochen in Italien freuten wir uns richtig auf Slowenien – vor allem auf die Bergregion. Wie immer wählten wir einen kleinen Grenzübergang, das hat sich selbst innerhalb der EU bislang für uns bewährt. Die Grenzkontrolle war diesmal sogar besetzt, aber wir hatten Glück, denn der Reisebus vor uns wurde herausgezogen und so hatten die Beamten erstmal zu tun. Für uns hat sich keiner interessiert, wir durften durchfahren. Erster Halt: Tankstelle. Dieselpreis: 1,00€/Liter. Zweiter Halt: Waldweg. Aufgabe: Weg freischneiden.

SKOCJAN REGIONALPARK

Unseren ersten Nachmittag in Slowenien verbrachten wir im Regionalpark „Skocjanske jame“. Da wir in Italien schon eine mehr als beeindruckende Höhlentour hatten, verzichteten wir auf den kostenpflichtigen, geführten Gang durch die Grotte und gaben uns mit einer gratis Spazierrunde oberhalb der Felsen zufrieden. Amüsiert schnappten wir vor der Infotafel einen Gesprächsfetzen auf (Frau zu Mann: „Aber du willst doch nicht etwa Wandern gehen?!“). Wollte er offensichtlich wirklich nicht, denn die beiden verschwanden in Richtung Tickethäuschen. Wir liefen den „Wanderweg“ los und waren uns nach ein paar hundert Metern easy Fußmarsch einig, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Es folgte ein ausgedehnter Spaziergang durch wunderschöne Natur und irgendwann – nachdem wir einen Weg eingeschlagen haben, der etliche Steinstufen in die Tiefe ging – fanden wir uns vor einer verschlossenen Gittertür wieder. Marco steckte den Kopf durch das Gitter, guckte mich kurz an, griff mit der Hand rein und – schwupps – die Tür sprang auf. Na dann, schnell rein mit uns! Wir arbeiteten die geführte Tour jetzt also in Eigenregie von hinten auf und ergatterten tiefe Einblicke in die Schlucht. Ein bisschen Bammel hatten wir schon, doch uns kam eine super Idee: Falls wir erwischt werden, sprechen wir einfach nur Deutsch! Hinter der nächsten Ecke überraschte uns ein Höhleneingang, der ins Dunkle führte. Davor ein kleiner Brunnen. Echt schön hier. Wir wollten gerade weitergehen, da hörten wir Stimmen. Oh shit, kommt da etwa ein Gruppenguide auf uns zu? Immer mehr Leute strömten der Italienisch sprechenden Frau hinterher. Wir versuchten uns so unauffällig wie möglich zu verhalten, was natürlich missglückte.

„Hey! Where did you come from?“
„Öhm … aus Deutschland?!“
Skeptischer Blick, kopfschüttelnd: „No no, in English, please!“
Mist, wir sind aufgeflogen: „Oh, sorry… I think we took the wrong way…“
„Go! This direction!“ 

Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und liefen – diesmal in der vorgegebenen Richtung – vor der Truppe her. Dabei wurden unsere Schritte immer schneller. Irgendwie war es uns ja doch ein bisschen peinlich. Da die anderen Leute jedoch extrem langsam die Treppenstufen hoch stiegen, schüttelten wir den Mob schnell ab.

DIE ERSTEN STELLPLÄTZE

In Slowenien ist das mit dem Wildcampen bzw. Übernachten im eigenen Fahrzeug außerhalb von Campingplätzen ja so eine Sache. Offiziell ist es nicht erlaubt, gedulded wird es wohl trotzdem häufig (außer im Nationalpark, da wird man angeblich konsequent weggeschickt oder muss im schlimmsten Fall sogar mit Geldstrafen rechnen). Viele Kommentare auf Park4Night bestätigten, was wir zuvor gegoogelt haben. Wir haben uns für die erste Nacht daher einen offiziellen (und noch dazu kostenlosen) Camper Stop rausgesucht, der neben einer geschotterten Parkfläche sogar Toiletten und Wlan kostenlos zur Verfügung stellte. Da ich eine Dusche dringend nötig hatte, habe ich die Hecktüren von Waldrian als Duschkabine genutzt. Es war sehr erfrischend. Am Abend ist noch ein Pärchen mit ihrem Mietcamper auf dem Platz dazu gestoßen. Später kam der „Manager“ der Einrichtung mit Hund und Fahrrad vorbei und hat uns mit Infomaterial, diversen Flyern und einer netten Touristenkarte von Slowenien ausgestattet. Das ist doch mal ein richtig netter Empfang in einem neuen Land. Wir haben ihm gern eine Flasche Wein abgekauft und am nächsten Tag vor unserer Abfahrt auch noch was in die Spendenbox geworfen. Schön, dass es solche Plätze gibt. Der Abend mit Anna und Thomas war übrigens auch sehr schön. Da haben wir neben dem Wein auch noch Likörchen und Whiskey getrunken (der Morgen danach fühlte sich dementsprechend etwas katerig an).

Die folgende Woche in Slowenien haben wir uns nur ein einziges Mal getraut tatsächlich freizustehen, nämlich in einer Waldlichtung.

Total begeistert waren wir von einem kostenlosen Stellplatz in Ziri, wo wir gleich zwei Nächte – von Samstag bis Montag – blieben. In dieser Gegend können wir euch einen tollen 12 Kilometer Trail zum „Mrzli Vrh“ (was soviel heißt wie Hochebene) empfehlen. Seitdem lässt uns unser selbst erschaffener Ohrwurm („Wir gehen zum Mrzli Vrh, nananana nananana nanaaa nanaaa nanaaaanaaaa“ – denkt euch dazu einfach die Musik von „Peter und der Wolf“) nicht los. Ein weiteres Highlight an dieser Location war die Dorf Eventfläche, die gegenüber vom Camper Stellplatz ansässig war. Am späten Samstagnachmittag wurden wir von Live Musik dort hin gelockt und ließen uns von der guten Stimmung bei Bier und Grillgut prompt mitreißen. Nebenan hatten die Kids ihren Spaß mit einem Sprungbrett, das in einen Gebirgsfluss zielte. Wir ließen es uns nicht nehmen, natürlich auch noch ins kalte Nass zu gehen (wobei wir dann doch nicht das Sprungbrett genommen haben, sondern uns vom Rand über die Steine haben reingleiten lassen). Respekt vor den Kindern, es war echt schweinekalt.

Ein Klassiker, den wir immer mal wieder zwischendurch machen: Geocachen. Marco hat sich auf die Fahne geschrieben, mindestens einen Cache pro Land zu finden. In Slowenien sind es sogar zwei an einem Tag geworden. Ein nebliger Höhleneingang am Morgen …

… und ein kaltnasser Bunker am Nachmittag.

Okay, genug Fotos für heute. Findet ihr es eigentlich gut, ganz viele Fotos von uns zu sehen? Oder lest ihr lieber die Geschichten, die wir erleben? Oder sind es euch zu viele Fotos und/oder zu viel Text? Sollte ich mich kürzer fassen? Ich suche gerade noch nach der richtigen Mischung und bin auf eure Kommentare gespannt.