In Shiraz quartierten wir uns neben einem Hostel ein, das uns prima verköstigte und außerdem das sonst so nervige Wäschewaschen für uns übernahm. Dort bekamen wir den Tipp, die pinke Moschee in den frühen Morgenstunden zu besichtigen, weil dann das Sonnenlicht am schönsten in den Raum fiel. Was soll ich sagen, eine perfekte Foto-Location erwartete uns hinter den bunten Moschee-Fenstern und um 8 Uhr morgens waren wir fast allein dort. Auf dem Bazaar fanden wir einen Perserteppich mit sympathischen Fehlern, der seitdem unseren Bus noch ein Stückchen heimeliger macht. Ein paar merkwürdige Männer liefen uns in Shiraz über den Weg (der Haartransplantationstyp und ein Kerl mit „small penis“, der mich nach Medikamenten zur Penisvergrößerung fragte). Merkwürdig fand ich außerdem, dass die Iraner*innen zwar tierfreundlich erscheinen, wir in Shiraz jedoch einen Käfigvogel ohne Flügel und einen Schoßhund ohne Zähne kennenlernten. Ach ja, und dann war da noch dieser Clown im Restaurantkeller, bei dem wir uns mutmaßlich mit Corona angesteckt haben. True story?!












Zwei lange Fahrtage ließen uns dem Süden näherkommen. An einem Canyon konnten wir in der Dämmerung Wölfe sichten. Naja, vielleicht war es auch „nur“ ein Rudel Schakale. Trotzdem irgendwie aufregend. Während Marco tagsüber arbeitete, wurde ich bei einem iranischen Ehepaar zum Tee eingeladen. Ein weiterer Arbeitsort in der Nähe einer Orangenplantage bescherte uns mehrere Kilo geschenkte Orangen. Diese wurden wir am nächsten Stellplatz – einer Dattelpalmenoase – bei den netten Anwohnern wieder los. Darunter ein, sagen wir mal Künstler, der auf unserem Notizblock Penisbilder malte. Es schien die Woche der Penistypen zu sein.












In Bandar Abbas erkundigten wir uns bei Schiffsfirmen nach Möglichkeiten zur Verschiffung nach Dubai oder Indien (wobei diese Pläne von uns nie in die Tat umgesetzt wurden, da wir über den Landweg von Pakistan nach Indien eingereist sind). Dabei lernten wir Mansour kennen, der letzte Mitarbeiter in einem sonst verlassenen und verstaubten MSC Büro. Er war glücklich über unseren Besuch und sehr motiviert dabei, Verschiffungspreise für uns herauszufinden. Dann nahmen wir die Fähre nach Qeshm Island, wo wir unsere Reisefreunde aus Georgien und Armenien wiedertrafen. Eine neue Reisefamilie war in der Runde ebenfalls dabei. Prompt kam Urlaubsstimmung bei uns auf. Wann konnte ich das letzte Mal im Bikini im Meer baden? Es war auf jeden Fall sehr lang her („for women it’s not allowed to swim“ hieß es ja so oft im Iran für mich). Während ich meine neu erworbene Freiheit in allen Zügen genoss, kränkelten Marco und Struppi im Bett herum. Den beiden ging es schon seit einigen Tagen nicht so blendend. Trotzdem verabredeten wir uns abends mit Karina und Frieder auf ein Getränk in unserem Bus. Natürlich mit Vorwarnung, doch die beiden gingen das Risiko einer Ansteckung gern ein. War auch ein toller Abend. Tja, aber am nächsten Morgen wachte Marco mit erhöhter Temperatur auf. Der Selbsttest zeigte zwar ein Negativ-Ergebnis, doch das sollte noch nicht das Ende der Geschichte sein. Nach ein paar Genesungstagen fühlte sich Marco schon ein bisschen besser, da ging es plötzlich bei mir bergab. Gut, dass wir in der Zwischenzeit nach Qeshm City gefahren sind (unterwegs musste Struppi ein Zwangsbad im Meer nehmen, nachdem sie sich zuvor in einem nach Sch*** stinkenden Müllbeutel gewälzt hatte). In der Stadt gab es alles, was wir brauchten und es war schön zu sehen, dass die Iranerinnen und Iraner überall an der Strandpromenade verteilt ihre bunten Zelte aufgebaut hatten. Das machte uns trotz Krankheit irgendwie gute Laune. Der PCR-Test, den wir in einem halb verlassenen Krankenhaus machten, zeigte schließlich bei uns beiden ein positives Testergebnis an. Corona auf einer traumhaften Insel bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen… könnte wirklich schlimmer sein! Die Woche, die wir insgesamt ungefähr flach lagen, verbrachten wir teilweise mit Karina und Frieder (die sich natürlich bei uns angesteckt hatten, es jedoch locker nahmen) zusammen am Strand und teilweise in unserem Bus isoliert auf dem Schattenparkplatz hinter dem Qeshm City Center (wo uns der Manager des Einkaufscenters zwei Kuscheltierdinos schenkte). So ließ sich Corona für uns doch einigermaßen gut aushalten.














