Auf dem Weg zum Berg Aragats – es war Anfang November 2021 – erblickten wir rein zufällig in der Ferne eine Satellitenschüssel, die uns neugierig machte. Also beschlossen wir kurzerhand einen Umweg dorthin zu fahren. Es war ein Radioteleskop, das wir entdeckt hatten und das „Radiophysics Research Institute / Aragats Scientific Center“ ließ uns netterweise für zwei Stunden auf das Gelände. Ein wirklich empfehlenswerter Ort, um Fotos zu machen.
Am nächsten Tag führten wir unsere geplante Route fort, und erreichten über eine erstaunlich gute Bergstraße die schneebedeckte Berglandschaft vom Aragats. Der erste Schnee in Struppis jungem Hundeleben und sie freute sich wie ein kleines Kind (naja, sie war ja auch noch ein kleines Hundekind) über die neue, kristallweiße Spielwiese. Auch wir hatten unseren Spaß im Schnee und genossen den ausgelassenen Spaziergang. Am Abend mummelten wir uns im Bus ein, denn es sollte eine eiskalte Nacht werden. Wir schauten uns in der ZDF Mediathek das weltbeste Musical „Der Eierwurf von Halle“ unserer Lieblings-Satire-Show (das ZDF Magazin Royal mit Jan Böhmermann) an. Dringende Streaming Empfehlung an dieser Stelle – bitte unbedingt gucken.
Weiter ging es nach Gyumri, wo wir Marcos Arbeitstage verbrachten und ich die kürzeste und krasseste Zahnreinigung meines Lebens hatte. Struppi freundete sich mit drei großen, schwarzen Parkhunden an und wir holten uns langsam unsere Freiheit zurück, indem wir eine ganze Stunde lang alleine Kaffeetrinken gegangen sind – ohne Hund. Oh man, das fühlte sich auch mal wieder gut an. Dann fuhren wir wieder Richtung Süden. Zwischendurch schneite es nochmal und wir bemerkten, dass unsere Motorheizung defekt war (der Motor sprang glücklicherweise trotzdem an). Kurzer Zwischenstop in Jerewan (wir erwarteten Pakete und guckten nochmal bei der Iranischen Botschaft vorbei) und dann ab zu den heißen Quellen nach Hankavan, wo wir uns einen privaten Thermalpool mit unserem Kumpel Florian teilten. Auf dem Rückweg (erneut nach Jerewan, irgendwie zog und die Hauptstadt sternenförmig an) trafen wir Frieda und Sebastian, die uns ein paar Einkäufe aus Georgien mitbrachten sowie ein Ersatzteil, das wir in Tiflis vergessen hatten abzuholen. Ein Parktreffen mit meiner Freundin Anke (die Frau auf dem Foto wollte unbedingt einen Hundekuss von Struppi) und ein Abendessen mit mehreren Reisenden in einem Tapas Restaurant füllten unsere Sozialspeicher wieder auf. Die Iranische Botschaft in Jerewan erteilte uns leider eine Absage, weshalb wir unser Visum für den Iran schließlich über eine Reiseagentur beantragten. Um die Wartezeit zu verkürzen, wollten wir noch eine Runde durchs Land drehen.
Bei einem Übernachtungsplatz mit Blick auf den Ararat (nicht zu verwechseln mit dem Aragats) passierte dann eine ärgerliche und gleichzeitig lustige Geschichte: Ein paar Kinder waren übermütig und warfen einen Stein gegen unser Fahrzeug. Resultat: Beule im Auto, Lack abgeplatzt. Marco sprintet los, auf die Kinder zu. Kinder rennen weg. Marco hinterher. Struppi auch hinterher. Ich bleibe stehen. In der Ferne höre ich fremdes Hundegebell. Struppi sprintet zurück zu mir. Okay, immerhin ist der Hund wieder da. Aber wo bleibt Marco?! Kurz darauf bekomme ich Nachrichten auf mein Handy mit ein paar Namen. Noch etwas später schickt Marco mir einen Standort und eine Uhrzeit. Eine halbe Stunde nach dem Steinwurf kommt er zurück zum Bus. Zur vereinbarten Uhrzeit fahren wir im Dorf zu einer Karateschule. Marco hat nach einer Schnitzeljagd mit den Kids tatsächlich geschafft, ein Foto von einem der Kinder zu machen und hat im Ort rumgefragt, welches der Kinder den Stein geworfen hat und wo der Übeltäter zu finden ist. So bahnte er sich den Weg von Garten zu Garten und irgendwann landete er zusammen mit einer Traube an Kindern um sich herum in einer Karateschule. Der Karatelehrer hat ihm zunächst Geld angeboten, doch Marco war der pädagogische Lerneffekt wichtiger: Die verantwortlichen Kinder sollten unser Auto waschen. Im Gegenzug würde er das Foto von seinem Handy löschen. Nach großem Hin und Her und einer Fahrt im Schrittempo (ebenfalls mit einer Traube Kindern um unseren Bus herum) zu einer Waschanlage im Dorf, wurde unser Fahrzeug tatsächlich von Hand mit Schwämmen von der steinewerfenden Truppe gewaschen. Waldrian fuhr zwar nicht wirklich sauberer aus dieser Aktion davon, aber Marco war zufrieden, den Kindern eine Lehre erteilt zu haben: Wer Steine wirft, muss mit den Konsequenzen leben (oder schrubben).