Armenien mit Fellnase

Nun waren wir also seit Mitte Oktober 2021 zu dritt und es fühlte sich noch ganz ungewohnt an, ab sofort ein felliges Lebewesen dabei zu haben. Der Fokus lag komplett auf dem Hund und unsere Reiseaktionen (z.B. einen Earth Cache angucken) wurden nebensächlich. 

Die folgenden Fotos zeigen ganz gut, dass wir eigentlich nur noch Augen für unsere bezaubernde Struppi hatten, auch wenn die Natur in Armenien durchaus sehenswert ist (vor allem zur goldigen Stunde am späten Nachmittag, wenn das gesamte Land in ein glänzendes Licht getaucht ist). 

Das Autofahren will geübt sein. Anfangs konnten wir nur wenige Kilometer einplanen und mussten viele Pausen machen. Es war gar nicht so einfach, einen geeigneten Platz für die Nacht zu finden, denn irgendwie waren alle äußeren Einflüsse für Struppi ziemlich überwältigend. Streunernde Hunde machten ihr Angst, selbst wenn diese weit weg waren. Duftende Wiesen waren so spannend, dass Struppi gar nicht wusste, wohin mit sich. Mit viel Geduld übten wir an geschlossenen Toren mit Wachhunden vorbeizugehen, wir lernten Fahrradfahrer kennen, wir trafen Pepite (den Hund von unserem französischen Bekannten Arthur) und legten immer wieder bewusste Ruhephasen ein. In der Stadt war es besonders aufregend, denn der ständige Verkehrslärm macht ja schon uns Menschen verrückt, wie soll es da einem kleinen Welpen gehen? Dennoch war es uns wichtig, Struppi früh genug an das Stadtleben zu gewöhnen. Das sorgte zwar auch bei mir für die ein oder andere überfordernde Situation, aber mit der Zeit entwickelten wir zusammen unsere Beruhigungsstrategien und es wurde irgendwann immer schneller immer besser. Mensch und Hund gewöhnen sich offenbar an alles. 

Ebenfalls gewöhnungsbedürftig war das ständige Sich-Sorgen-Machen. Struppi fraß am liebsten alles Pflanzliche (vorzugsweise giftig aussehende), was ihr so zwischen die Zähne kam. Das Resultat waren Verstopfungen oder Durchfall (glücklicherweise nur draußen), aber auch gerne mal ein sich nachts mehrmals übergebender Hund im Bus. Der erste Höhepunkt der Sorgenmacherei erfolgte als Struppi nach ihrer zweiten Impfung am nächsten Morgen mit einer ballonförmig geschwollenen Schnauze aufwachte. Also wieder zum Tierarzt: Anti-Allergie-Spritze und Infusion. Da tut einem das kleine Wesen schon leid. 

Wir machten zusammen aber auch super Fortschritte, lernten uns zu entspannen, konnten Spaziergänge an längerer Leine schon richtig gut genießen, machten viel Aufmerksamkeitstraining und tasteten uns langsam ans Alleinbleiben im Bus heran. Die Tollwut-Impfung beim Tierarzt verlief ohne Probleme und legte den Grundstein für unsere zukünftige Reiseplanung, denn nur mit einem „durchgeimpften“ Hund durften wir das Land überhaupt verlassen. Und als hätte das Schicksal nur darauf gewartet, machten sich erste Gerüchte breit, dass die Landesgrenzen zum Iran bald öffnen sollten. Ein paar organisatorische Steine lagen jedoch noch im Weg, schließlich wäre es das erste Land, für das wir ein „richtiges“ Visum benötigten und auch ein „Carnet des Passage“ für unser Fahrzeug beantragen müssten. Am besten kombiniert man Notwendiges mit Schönem und deshalb machten wir es uns für den Orgakram auf unserem geliebten Campingplatz bei Sandra bequem. Struppi freute sich über die Gesellschaft von den Platzhunden Max und Mickie. Wir freuten uns über die Gesellschaft von anderen Reisenden und blieben wieder eine knappe Woche auf dem tollen Overlander-Spot. 

Es war bereits Anfang November 2021, da fuhren wir los, um noch ein bisschen was vom Land zu sehen. An den Kapellen kommt man in Armenien nicht dran vorbei. Aber auch die unendliche Weite des Landes habe ich noch deutlich vor Augen. Struppi blühte beim Spielen mit einem Bauern-Welpen auf und wurde immer selbstbewusster. Dann ging es für uns Richtung Nordwesten.

2 Gedanken zu „Armenien mit Fellnase“

  1. was für mega schöne Bilder. Ich muss Dir, Runa, wieder einmal danken für die Eindrücke die Du immer wieder weitergibst. Auch Deine Berichte sind immer wiedre toll zu lesen. Ich kan jetzt nich immer sagen das es mich beruhigt wenn ich sehe wo ihr hinfährt, aber es macht mich ein wenig neidisch dass ich nicht mit Euch reisen kann.
    Bleibt gesund und weiterhin neugierig neues zu finden…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert